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Spielberichte 1. Herren

Betriebstemperatur erreicht

Für Fixe: Im Saisonendspurt bringt der VfL sein Tempospiel konsequent auf die Platte und schlägt Scherlebeck klar.

Es ist Ende April und wie in vielen wichtigen und unwichtigen Sportligen werden auch in der Kreisklasse im Handballkreis Industrie langsam die dicken Brötchen gebacken. Die Bochumer Bäckermeister vom VfL haben nach der Niederlage in Gladbeck, die wie eine kalte und nasse Februarerinnerung daherkommt, den eigenen Ofen pünktlich zu den wichtigen Spielen wieder auf Betriebstemperatur gebracht und mit fünf Siegen in Folge eine blau-weiße Flagge in einem Meer aus Gladbecker Dominanz gehisst, was da Tabellenspitze heißt. Gewinnt der VfL das vorletzte Heimspiel gegen die Zweitvertretung von Westfalia Scherlebeck, ist Tabellenplatz Drei schonmal festgezurrt. Dafür steht gegen eben dieses Scherlebeck aber ein potenziell hartes Stück Arbeit bevor. Im Hinspiel kurz vor Weihnachten konnte sich der VfL in einer Abwehrschlacht auf Torhüter Fabi Gohl verlassen und zwei wichtige Punkte aus Herten entführen. Der Gast musste in den letzten Wochen aber auf die Deckung als Prunkstück verzichten und sich ins Tabellenmittelfeld fallenlassen, scheint also nicht mehr komplett die Mannschaft der Hinrunde zu sein. Trotz aller Niederlagen der jüngeren Vergangenheit bringt Scherlebeck starke Rückraumschützen mit, die an einem guten Tag auch die VfL-Deckung gefährden können. Bochum musste personell etwas umbauen, die in Wanne überragende linke Seite aus Max Birkemeier, Max Lorenz und Leo Hardam war entweder verhindert (Lorenz/ Hardam) oder angeschlagen (Birkemeier). Zudem würde es in der Deckungsmitte und am Kreis mit den Abwesenheiten vom Langzeitverletzten Torben Nolting, Niklas Willrodt und Bastian Arnold viel auf die Kondition vom Knihser ankommen, dem der aus seiner Final-Four-Pause halbwegs gesund und ohne komische Ideen zurückgekehrte Lars Sikorski Verschnaufpausen verschaffen würde. Mit vierzehn Spielern auf dem Spielberichtsbogen und einer Woche Osterruhe kann es aber für die Bochumer nur einen Spielplan geben (und jetzt alle im Chor): Tempospiel. Der schnelle Druck aus einer konsequent vorgetragenen ersten und zweiten Welle würde wie so oft den Unterschied machen. Ordentlich angespitzt von Roman Saure, der statt der Festung am Lohring die Bastion NGB beschwört haben 14 Bochumer Buben Bock auf Ballsport mit ohne Harz und vor den Augen zahlreicher Zuschauer nicht nur der Familie Galbas geht es los.

Genug Theorie, Zeit für die Praxis. Der VfL startet gut in die Partie, gewinnt in der Deckung die ersten Bälle und reißt im Angriff gut Lücken in der gegnerischen Abwehr. Nach fünf Minuten steht es trotzdem nur 4:4, weil bei allen Ballgewinnen die Beweglichkeit und das Verschieben der 6-0-Deckung zu wünschen übriglässt. Ein wenig verbale Motivation vom Knorrwart, der die ersten Paraden sammeln kann, führt zu schnelleren Beinen, Scherlebeck findet nicht mehr die notwendige Tiefe und den entsprechenden Druck auf die Nahtstellen, um in die Nahwurfzone zu kommen. Die heute ohne Trainer Stroop auskommenden Bochumer nutzen die Stabilität in der Deckung für einen 6:0-Lauf und setzen sich beim 10:4 erstmals ab. Gerade die Achse Kocian-Knihs auf Mitte und Kreis drückt der frühen Spielphase ihren Stempel auf, sorgt für vier Treffer und mauert hinten ordentlich. Bis zum 14:8 nach zwanzig Minuten berappeln sich die Gäste wieder ein wenig, bevor die Gastgeber ganz klar machen, dass für alle Nicht-VfLer heute nur die Krümel aus der Backstube übrigbleiben. Über 16:8 und 20:9 geht es mit einem 22:11 in die Pause.

Nach einem solchen Zwischenspurt ist die Stimmung nach 30 Minuten gut. Die Herausforderung für die zweiten 30 Minuten muss es sein, die Spannung und das Tempo hochzuhalten und die Leidenschaft und Freude am Handball weiter zu zeigen.

 Aus dem Kabinentrakt kommt der Gast einige Verschnaufminuten später, zweifelsohne aufgehalten durch die einem Luftschutzbunker in einer nuklearen Apokalypse würdigen Türen in der Wiemelhausener Halle. Die zweite Halbzeit entwickelt aber keinerlei Sprengkraft mehr. Ein kurzes Aufbäumen der Scherlebecker erstickt der VfL im Keim und auch der konstante Rückstand, der nach 42 Minuten noch bei 11 Toren liegt, ist nur eine Momentaufnahme. Bis zum Ende des Spiels setzt sich der Gastgeber sehr deutlich ab, brennt im Endspurt noch das ein oder andere schöne Tor in den Hallenboden und gewinnt das vorletzte Heimspiel der Saison auch in der Höhe verdient.

Klare Siege sind sicherlich die Spiele mit dem niedrigsten Gesprächsbedarf. Der Gast aus Scherlebeck kann spielerisch und personell dem Ansturm des VfL nur punktuell Paroli bieten. Eine richtige Bewertung der Leistung der Gastgeber in einem solchen Licht ist schwierig. Trotzdem kann sich das Trainerteam drei Punkte in das schon leicht verrabbesackte Notizbüchlein zum Saisonverlauf notieren. Zum Ersten: Die zweite Welle ist in der Lage, das Tempospiel zu tragen. Auch in Spielen, in denen sowohl der Gohli als auch der Knorrwart die manchmal vorhandene Präzision eines mit der feinen Klinge geworfenen Gegenstoßpasses gegen die Subtilität eines Vorschlaghammers und Streuung einer abgesägten Schrotflinte eintauschen und säckeweise Bälle wegwerfen, sind es die kurzen Doppelpässe über das Feld, die eine Abwehr im Rückzug tranchieren können wie einen Festtagsbraten. Zum Zweiten: Der VfL kann auf eine breite Mannschaft bauen. Wie in den letzten Wochen auch ragt aus einem gesunden Mannschaftsgefüge kein Spieler komplett heraus, die Spielzeiten und auch die Akzente auf dem Feld sind gut verteilt. Auf knapp die Hälfte der Tore aus dem Wannespiel zu verzichten und ohne die Wucht von Max Lorenz und die Sprungkraft von Leo Hardam trotzdem fast vierzig Tore zu erzielen zeigt, wie wenig Bochum auszurechnen ist. Dass auch jeder Feldspieler, der spielt, sich in die Torschützenliste einträgt, ist dabei die Wacholderbeere auf der Fiegekiste. Zum Dritten: Die Bochumer Bande bleibt mental im Spiel und schaltet auch bei einer klaren Führung nicht ab. Eine starke erste Halbzeit ist in der Vergangenheit gerne eine Einladung gewesen, die Intensität in der zweiten Halbzeit herunterzufahren, heute aber nicht. Direkt weiter in diesem Tempo darf es am Mittwoch gehen, wo mit dem Nachholspiel gegen Haltern das letzte Heimspiel der Saison ansteht. Für die Mannschaft geht es unmittelbar nach dem Spiel in der dritten Halbzeit mit einem wohlverdienten isotonischen Regenerationsgetränk auf Hopfenbasis noch in das ausklingende Maiabendfest, wo einige spontane Teambuildingmaßnahmen die Mannen einige Zeit in Beschlag nehmen.

Passend zu 60 Minuten Intensität liefert den Spruch des Tages der Kreisläufer aus Scherlebeck, der nach 35 Minuten dem Bochumer Innenblick zuraunt: Ihr habt doch schon gewonnen, macht doch mal locker.

Nicht locker, aber gut waren die Spieler des Spiels: Sowohl Zaubermaus Alex Cousen als auch Flügelflitzer Roman Saure sind, noch ungekrönt, durch Torgefahr im Angriff und starke Ballgewinne hinten wichtige Stützen der Mannschaft.

Für den VfL den Ofen schonmal vorgeheizt haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (5/4), Roman Saure (8), Sascha Behnke (7), Alex Cousen (5), Sebastian Knihs (4), Jannik Kocian (4), Jonas Knaust (2), Gordon Kempkes (1), Matthias Plewnia (1), Lars Sikorski (1), Mark Stinn (1), Paul Ruppersberger.  

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