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Westfalia Scherlebeck 2 – VfL Bochum 24:26 (10:16)

Für Fixe: 20 gute Minuten in der ersten Hälfte reichen einem jungen und personell ausgedünnten VfL, in Scherlebeck den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Das nächste Wochenende, das nächste Schartenspiel für die Truppe von Trainer David Stroop. Nach dem überzeugenden Sieg gegen Hattingen-Sprockhövel, in dem die VfL-Lok keine Bremsen hatte, ging es in der jährlichen Tour de Ruhr nach Recklinghausen-Herten. Die dort ansässige Westfalia aus Scherlebeck hatte mit einer absoluten Rumpftruppe im Hinspiel die schlechteste Saisonleistung der Bochumer heraufbeschworen und beim Fehlerfestival im Fiege-Schatten zwei Punkte aus dem Ostring entführt. Wiedergutmachung stand also ganz oben auf der Agenda. Die Vorzeichen waren – abgesehen vom Wetter, da konnte man sich nicht beschweren – nicht gut. Nach Verletzungen, spontanen Urlaubsentführungen und Nebensächlichkeiten wie Arbeit und Familie blieben dem Trainer ursprünglich nur acht gesunde Feldspieler. Die Rekrutierung von Moritz Galbas aus der Zweiten und die Wunderheilung von Springfloh Leo Hardam, der eine Ausfallzeit von vier bis sechs Wochen kurzerhand in sechs Tage umwandelt, geben dem VfL personell wenigstens etwas Luft. Der Gastgeber aus Recklinghausen hatte ordentlich die Spielertrommel gerührt und präsentierte eine volle Kapelle mit mehreren körperlich sehr präsenten Zielspielern am Kreis. Gegen eine solch massive Deckung hatte das Trainerteam auf dem Schreibtisch den Matchplan der Vorwoche gefunden, das Blatt sorgfältig glattgestrichen und in Schönschrift minimale Änderungen vorgenommen. Plan A und B mussten auch diese Woche wieder Tempo lauten. Aufgrund der Personallage war „Gaspedal festschrauben“ über die vollen 60 Minuten keine Option, vielmehr mussten die notwendigen Pausen taktisch klug verteilt werden.  Eingeschworen auf das Team, das Ziehen an einem Strang geht es mit Foritz Miege, dem Pilz des Tages, als Sponsor los.

Die Sprühharzpille fliegt in den ersten Minuten flüssig, so richtig in das Tempospiel kommt der VfL aber noch nicht. Die ersten Tore von Außen und über den Kreis muss sich Bochum schwer erarbeiten. Hinten fehlt diese letzte Konsequenz zu Beginn, Scherlebeck darf etwas zu locker den einen Schritt zu nah an die Deckung herantreten und bringt sich in der ersten Viertelstunde in zu einfache Abschlusspositionen. Es dauert knappe 15 Zeigerumdrehungen, in denen sich die auch heute wieder im schnieken Weiß angetretenen Gäste trotz der technischen Fehler langsam in einen Flow spielen. Nach gespielten 15:32 verwandelt Leo Hardam einen Nachwurf nach eigenem Siebenmeter zum 7:8 und leitet damit starke 20 VfL-Minuten ein. Das 8:9 der Gastgeber gibt noch kurz Hoffnung, den VfL-Zug stoppen zu können, aber bis zur Halbzeit drückt der VfL jetzt auf die Tube und ballert mit einem 7:2-Lauf eine Sechs-Tore-Führung heraus.

In der Kabine ist die Stimmung gut, auch wenn die Verletzung von Torben Aspöck die Gefahr eines Spielertrainers Stroop in den Bereich des Möglichen rückt. In der zweiten Hälfte wird nur der VfL entscheiden, wie die Partie weiterläuft. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wird entscheidend sein.

Aus der Pause setzt zuerst Knorrwart David ein Ausrufezeichen und pariert innerhalb von 50 Sekunden gleich zwei Siebenmeter. Bis zur 40. Minute bleibt Bochum auch mutig und temporeich, kann sich beim 12:20 sogar auf acht Tore absetzen. Dann muss die Mannschaft, sicherlich auch bedingt durch die dünn besetzte Bank, dem Gegner Tribut zollen. Insbesondere das Spiel über den in bester Mark-Dragunski-Manier über die Abwehrreihen hinausragenden Kreisläufer der Scherlebecker kann der Bochumer Mittelblock nicht verlässlich unterbinden. Die fehlenden Ballgewinne in der Deckung verlangsamen auch das Tempospiel der Gäste, so dass über 15:20 und 18:21 der Atem der in Grau angetretenen Gastgeber im Nacken der Ruhrpottrecken spürbar wird. Als dann auch noch Seppl Dejan die gesichtschirurgischen Methoden seiner Heimat auf dem Balkan in das Gesicht des Scherlebecker Schnappers transplantiert, wird es richtig eng. Beim 21:22 in der 53. Minute haben die Gäste, die wie im Hinspiel auch den gegnerischen Torwart zum Helden schießen, fast den gesamten Vorsprung verspielt und müssen sich in den letzten Minuten auf ein echtes Schweinespiel einstellen. Steht es spitz auf Knopf, scheut beim VfL aber niemand Verantwortung. Der heute als Antreiber und Schütze unschätzbar wertvolle Leo Hardam trifft zum 21:23, bevor es wie so oft heißt: Captain on Deck. Der heute auch zum Alterspräsident gekürte Kapitän Jannik Kocian trifft erst selbst zum 21:24 und spielt dann – nachdem Knorrwart David seine überkochenden Emotionen nur noch in Richtung Gegenspieler richten und dann auf der Bank Platz nehmen darf –den entscheidenden Pass auf Lukas Birkhoff, der mit dem 22:25 54 Sekunden vor dem Ende den Deckel drauf macht. Am Ende trennen sich Scherlebeck und Bochum 24:26, zwei Punkte dürfen mit nach Bochum fahren.

Fast als wollte der VfL dem kürzlich verstorbenen Dragonball-Erfinder Akira Toriyama Tribut zollen, wird aus einem eigentlich entschiedenen Kontest nochmal ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, aus einer klaren Sache wird es nochmal richtig spannend. Bochum kann sich nicht die komplette Zeit auf seine Stärken beziehen, spielt aber 20 Minuten so gut, dass es am Schluss eben doch reicht. In der Endabrechnung sind es diese Minuten, auf die die Mannschaft aufbauen muss, um sie im letzten Spiel vor der Osterpause  in der Heimfestung Wiemelhausen auch gegen Herbede auf die Platte zu bringen. Dass nach dem Spiel dem Knorrwart nicht nur seine Emotionen, sondern auch der Hopfenblütentee entgleitet, passt zum Tag.

Den Spruch des Tages liefert Wacholderboy Mark, der dem Schnapper seinen Strafzettel mit dem grandiosen Satz in die Hand drückt: „Den kannst du dir nicht aussuchen“. Ein schöner Spruch, der auch auf die Liebe zum geilsten Sport der Welt generell und zu der besten Chaotentruppe im speziellen passt wie der sprichwörtliche Allerwerteste auf den Eimer.

Spieler des Spiels werden in Personalunion Leo und Lukas. L&L sind heute für 12 Tore, davon viele wichtige und dringend benötigtes Tempo gut. Die Flasche Mundwasser in der Gewinnertüte sponsern die beiden gut erzogenen Jungspunde der Mannschaft für den kommenden Heimspieltag. Fein gemacht, Jungs.

Für den VfL die Birne aus der schönen Scherlebecker Schlinge gezogen haben: David Knorr (TW), Leo Hardam (9), Lukas Birkhoff (3), Roman Saure (3), Torben Aspöck (3), Moritz Galbas (2), Matthias Plewnia (2), Jannik Kocian (2), Niklas Willrodt (1), Max Birkemeier (1), Dejan Sebesic.

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