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Spielberichte 1. Herren

Heimhalle, Heimfans, Handballrausch

VfL Bochum – HSG Hattingen Sprockhövel 4  34:16 (12:8)

Für Fixe: Nach einem unruhigen Start drückt Bochum gegen sich selbst schwächende Gäste konsequent aufs Tempo und macht den Zuschauern und Spielern Freude wie lange nicht.

Es ist März und passend zu den zart sprießenden Blättern und Blumen, die sich nach dem Winter vorsichtig wieder hervortrauen, hatte eingebettet in die innige Umarmung von zweiter Mannschaft und den Damen auch die Erstvertretung des VfL Bochum zum Heimspieltag geladen. Nach dem Ausrutscher in Wanne aus der Vorwoche und dem damit verbundenen ersten Flecken auf der bis dahin blütenweißen Weste der Rückrunde wurde mit der vierten Mannschaft der HSG Hattingen Sprockhövel eine Truppe in der wiederstarkten Heimfestung in Wiemelhausen vorstellig, mit der die Stroop-Sieben ebenfalls noch eine Rechnung offen hat. Im Hinspiel in Hattingen war eine personell sehr dünn aufgestellte Bochumer Mannschaft noch mit zwei Toren unterlegen, im Rückspiel aber standen trotz der Verletzung von Leo Hardam und der Abwesenheit von Julius Kirschner – zusammen immerhin für starke 89 Tore bis jetzt gut –  insgesamt 13 Feldspieler auf der Platte, um die Scharte auszumerzen. Der taktische Plan für das Spiel schrieb sich damit quasi von selbst und was des Bombers selbstkritzelnde Feder da aufs Pergament zauberte, war von einer schlichten Schönheit und einer gewissen Gradlinigkeit: Plan A: Tempo, Tempo, Tempo. Plan B: Siehe Plan A. Aus der wahrscheinlich vorhandenen konditionellen Ãœberlegenheit musste Bochum die Gäste sofort und dauerhaft unter Druck setzen und über eine mutige erste und zweite Welle den eigenen Fuß immer auf dem Gaspedal zu haben. Vor einer sehr gut gefüllten Halle und unter den Anfeuerungsrufen der Fans startet der VfL die Mission Wiedergutmachung.

Auf die Bretter, die zwar nicht die Welt, aber einen Heidenspaß bedeuten, kommt das wieder in weiß gewandete Heimteam mit den Worten von Altmeister Paul Ruppersberger „Ich hab richtig Bock auf einen geilen Zock“ im Ohr. Wer könnte einer solchen Verlockung widerstehen? Anscheinend der VfL aus Bochum, denn weniger am Willen mangelt es in den ersten Minuten an der Präzision. Das Heimteam stellt hinten wieder die Maurermeister der weißen Wand mit einem nach der Schwächephase der Vorwoche stark seinen Kasten vernagelnden Knorrwart, der in den ersten 15 Minuten drei Siebenmeter pariert. Das Tempo nach vorne stimmt, die Ballgewinne passen, nur die technischen Fehler und die mangelnde Ruhe im Abschluss lassen die Gegner aus Hattingen am Leben. Beim Stand von 6:3 nach 15 Minuten und überflüssigerweise auch beim 9:3 nach 19 Minuten brennen den bis dahin spielerisch überschaubaren Gegnern zweimal die Sicherungen durch, klare Aktionen gegen wie ein herabstoßender Turmfalke bereits durch die Lücke geflogene Spieler des VfL lassen dem durchweg souveränen Schiedsrichter keine Wahl als den roten Karton doppelt zu zünden. Beim 10:4 nach 21 Minuten dröhnt die erste Auszeit der Gäste, aber die laute Sirene lädt das Heimteam anscheinend zu einem verspäteten Mittagsschlaf ein. Aus 10:4 wird 11:7 und 12:8, Bochum zeigt sich seltsam schläfrig.

In der Kabine nimmt sich die Mannschaft gegenseitig in die Pflicht, schrubbt und pflegt die VfL-Lok und befeuert schonmal den Kessel ordentlich, in Durchgang Zwei soll es schließlich mit Karacho und entsprechendem Dampf losgehen.

Aus der Kabine haben sich die Recken in Weiß offensichtlich einen Malle-Schlager als Motto in die Großhirnrinde geklöppelt, den der VfL-Zug hat wirklich keine Bremsen. Hinten fischt Krake David zwischen den Pfosten, was in seine Richtung kommt und die langen Bälle auf die lauffreudigen Ballermänner im Gegenstoß zischen nur so durch die Halle. Vorne nageln die sich auch als Zimmermänner profilierenden Bochumer quasi jeden Angriff die Pille in die Maschen. Als der VfL-Zug gebremst vom Rechtsaußen der Gäste nach 47:28 erstmals zum Stehen kommt, sind die abgekämpften Gesichter der Gästespieler gezeichnet von den Spuren des 12:1-Laufes, mit dem das Heimteam gerade brutal über die wenige Gegenwehr drübergebügelt ist. Die letzten 13 Minuten sind schnell erzählt, Bochum bleibt am Drücker und schaufelt unabhängig vom Personal weiter ordentlich Kohle in den Kessel. Ob der nachts in leicht anderer Form beschäftigte Winkelwummser Dejan „Seppl“ Sebesic, der nach einer Woche Pause drei Tore zum Sieg beisteuert oder Rückraumdynamo Gordon „Corny“ Kempkes, der trotz der Warnung des Torwarts besonders gerne oben lang zielt, die Erfolgserlebnisse verteilen sich gut im Team. Einziger Wehmutstropfen an einem sonst perfekten Nachmittag bleibt das 35. Tor. Von dem auf der Bank residierenden Kapitän Jannik Kocian noch mit einem „Holt Luft“ nach vorne gepeitscht, schafft es die Truppe trotz mehrerer freier Abschlüsse nicht, jene Bude zu machen, die dem Trainerteam eine Pulle flüssige Zahnpasta aus dem Portemonnaie geangelt hätte. Schwamm drüber, eine starke Partie der Heimmannschaft endet mit 34:16, der VfL ist wieder in der Spur.

Unterm Strich ist wie so oft nach einem deutlichen Spiel wenig zu sagen. Bochum ist gerade nach den beiden roten Karten konditionell und spielerisch besser, schafft es aber auch, diese Vorteile konsequent über 60 Minuten auf die Platte zu bringen. Aus einer soliden Mannschaftsleistung, bei der das Team nicht nur in knappen Spielen füreinander einspringt, sondern sich auch für den Erfolg der Mannschaftskameraden freut, kann der VfL jetzt für die kommende Woche trainieren, wo mit der Fahrt nach Scherlebeck Teil Drei der Scharte – oder- Schwarte-Spiele ansteht. Die deutliche Niederlage im Hinspiel war das mit Abstand schwächste Saisonspiel, im Rückspiel muss das Motto also Schwarte sein, Hauptsache es kracht. Anwurf ist in Herten am Sonntag um 15:00.

Den Spruch des Tages liefert der ohne sein unter mysteriösen Umständen aus der Kabine verschwundenes Lebenselixier offensichtlich zu Sentimentalität neigende Wacholderboy Mark: Der eine Außen tut mir leid. Der wird erst morgen in der Zeitung davon lesen, dass Matthi an ihm vorbeigegangen ist.

Spieler des Spiels wird, endlich zur Macht und damit zum Druck auf die Nahtstelle gefunden, schneller als ein X-Wing und zielsicherer als jeder handelsübliche Stormtrooper Lukas Birkhoff.

Für den VfL Spaß am Handball hatten: David Knorr (TW), Jannik Kocian (2), Lars Sikorski (2/1), Paul Ruppersberger (1), Torben Aspöck (2), Max Birkemeier (5), Gian-Luca Nunes Vetra (1), Matthias Plewnia (4), Sebastian Knihs (1), Dejan Sebesic (3), Gordon Kempkes (2), Roman Saure (5), Lukas Birkhoff (6), Jonas Knaust.

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