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Spielberichte 1. Herren

Die Festung steht

VfL Bochum – TV Gladbeck 2 31:28 (15:15)

Für Fixe: In einem hochklassigen Spitzenspiel schlägt der VfL den Spitzenreiter aus Gladbeck durch eine konzentrierte und effiziente Angriffsleistung knapp, aber verdient.

Das Jahr 2025 ist da und weht neben Schneeflocken auch direkt ein absolutes Spitzenspiel in den Handballkalender. Zum Hinrundenabschluss in der Kreisklasse reist die Zweitvertretung aus Gladbeck, der Spitzenreiter, zum Zweitplatzierten nach Bochum. Samstagabend, die Heimfestung des VfL am Bochumer Lohring, es ist direkt angerichtet für ein Post-Silvester-Handballfeuerwerk. Der TV aus dem nördlichen Ruhrgebiet hatte vor der Weihnachtspause dem abwehrstarken Topteam aus Scherlebeck geschmeidige 35 Gegentore eingeschenkt, würde also mit Wurfgewalt und ordentlich Tempo auftreten. Aus den beiden Duellen der Vorsaison konnten die Bochumer einen körperlich robusten und zupackenden Gegner erwarten und sich daher nicht auf den beiden knappen Siegen aus der Spielzeit 2023/2024 ausruhen. Personell musste das Trainerteam des VfL erneut den blau-weißen Werkzeugkasten aufklappen und an ein paar Stellschrauben drehen. Der in Scherlebeck überragende Sack-Schrauben-Innenblock aus Kapitän Jannik Kocian und Torben „Aua“ Nolting hatte sich in einen überlangen Weihnachtsurlaub verabschiedet, mit Max „Happy“ Lorenz und Matthi „Mottek“ Plewnia mussten zwei weitere Stammkräfte das Krankenbett hüten. Ersetzt wurden die Ausfälle durch die Rückkehr von Roman Saure und Sascha Behnke, die auf der rechten Angriffsseite für ordentlich Tempo sorgen sollten. Dazu kam Basti Arnold zu seinem zweiten Saisonspiel. Den Kadern abrunden sollten Ahmad al Masalmeh und Andi Scherer als verlässliche Optionen aus der zweiten Mannschaft. Genug von leeren Floskeln, Handball wird auf der Platte erzählt.

Genau da hält das Spitzenspiel direkt, was es verspricht. Beide Mannschaften zeigen von Minute Eins an, warum sie in der Tabelle soweit oben stehen, flüssiges und druckvolles Angriffsspiel und kompromisslose Abwehraktionen beweisen früh, dass sich Spitzenreiter Gladbeck und Gastgeber Bochum durch das hochgeklappte Visier eindeutig auf Augenhöhe begegnen. Den besseren Start erwischt trotzdem der VfL, der von zwei frühen Paraden des zwischen die Pfosten zurückgekehrten Knorrwarts profitiert und nach drei Minuten mit 3:0 in Führung geht. Die Momentaufnahme kontert der Gast mit zwei langen Angriffen, der baumlange Halblinke justiert schonmal die Kanone im rechten Arm. Über 5:2 und 7:4 bis hin zum 9:6 durch Steinewerfer Patrick Heyer nach 13 Minuten kann das Heimteam seinen Vorsprung halten, bevor der Spielfluss etwas bröckelt. Der Schnapper ist an den Bällen nur noch dran, vorne ist die Chancenverwertung leicht nachlässig und prompt gleicht der Gast beim 9:9 aus. Ein Torwartwechsel bei den Bochumern leistet etwas Abhilfe, aber die Abwehr ist jetzt den kleinen Schritt zu langsam und zu spät, so dass auf jedes Tor eine direkte Antwort folgt. Mit 15:15 gehen beide Teams pari in die Kabine.

Ein fantastisches Handballspiel, was nicht nur beim Zusehen, sondern auch beim Mitspielen zeigt, warum der geilste Sport der Welt eben der geilste Sport der Welt ist. Zwei Mannschaften, die ebenbürtig ein faires, aber intensives Spiel abliefern und eine zweite Halbzeit, in der noch alles drin ist. Dazu muss der VfL aber den absoluten Fokus auf das eigene Spiel legen, seinen Stiefel konsequent durchziehen und sich von Zuschauern und Nebengeräuschen, Schiedsrichtern und eingewachsenen Fußnägeln nicht beunruhigen lassen. Das altbekannte Grosche-Theorem, dass Handballspiele in den letzten 15 Minuten gewonnen werden, wird auch heute wieder gelten.

Aus der Pause, rein in die zweite Hälfte. Das Spiel gleicht inzwischen dem Atlantik vor der Küste Portugals und wogt heftig hin und her. 16:15, 17:18, 22:21, 23:24, 27:26 – nach dreiundfünfzig gespielten Minuten kann sich keine Mannschaft wirklich absetzen. Bis hierhin haben beide Seiten starken Handball gespielt, Bochum wirkt aber griffiger, wacher, will den Sieg das Quäntchen mehr. Symptomatisch dafür ist das Tor von Roman Saure zum 22:21. Einen Einwurf führt der Rechtsaußen schnell aus und während Gladbeck noch über den Ballbesitz mit den Schiedsrichtern diskutiert, führt ein schneller Doppelpass mit dem vorne stehenden Knihser zum Torerfolg. Sechseinhalb Minuten vor dem Ende fliegt die Timeout-Karte vom Trainer der Gäste zum Kampfgericht; Gelegenheit für Trainer Stroop, seine Mannschaft nochmal einzustimmen. Jetzt ist VfL-Zeit, jetzt geht es um die Dönninghaus-Currywurst. Die Bochumer Bande ist da, wenn man sie braucht und präsentiert sich wie eine gute Hopfenkaltschale von Moritz Fiege: Spritzig, frisch und knallt ordentlich. Den Ausgleich des Gladbecker Mittelmanns kontert Jonas Knaust mit einem feinen Wackler, bevor Sascha Behnke mit einem Hattrick den Deckel nicht nur draufmacht, sondern auch besonders fest anzieht und danach festlötet. Am Ende steht ein 31:28, Bochum schlägt den zweiten Tabellenführer in zwei Spielen und sonnt sich zum Hinrundenende an der Tabellenspitze.

Die Mannschaft von Trainer Stroop gewinnt damit ein hochklassiges Spitzenspiel, was der Spielklasse angemessen Werbung für den Handball macht. Oder um es mit den Worten von Speedy GonSaure Roman zu sagen: „Es wäre immer ein geiles Spiel gewesen, aber so ist es noch geiler.“ Die vor dem Spiel ausgegebene Devise „Wenn wir keins bekommen, können wir auch nicht verlieren“ nimmt sich die beste Abwehr der Liga in diesem Spiel nicht besonders zu Herzen, ballert dafür im Angriff Dellen in den Innenpfosten und Löcher ins Tornetz. 28 Tore gegen eine gute Gladbecker Mannschaft zu fangen ist legitim, besonders der für acht Tore verantwortliche Halblinke und der wurfstarke Mittelmann lassen sich kein ganzes Spiel ausschalten. Dafür ist die Last und Freude des Torewerfens vorne auf mehrere Schultern verteilt, neben dem Toptorschützen Sascha Behnke mit sieben Hütten treffen insgesamt vier Spieler mindestens dreifach. Diese Variabilität und das flexible und spielfreudige Zocken für und mit dem Nebenmann zeigen, welche Entwicklung der VfL genommen hat. Ob es ein bajuwarisch-bochumer Gruppenkuscheln in der Deckung gibt oder dem gegnerischen Torwart die Bälle nur so um die Ohren zischen, die Mannen im schnieken weißen Zwirn haben gezeigt, dass sie mehr als einen Weg kennen, um Fortuna das Spielglück zu entreißen. Über allem steht aber weiterhin der Fokus und die Konzentration auf das eigene Spiel, die Trainer David Stroop am passendsten beschreibt: Wenn wir in so einem Spiel drinbleiben, kriegen wir jeden klein. Den nächsten Beweis dazu kann die Truppe am 19.01. in der in dieser Saison noch makellos stehenden Heimhalle in Wiemelhausen antreten, wo mit dem Gast aus Beckhausen der nächste harte Brocken ansteht. Die Gelsenkirchener hatte der VfL zum Saisonauftakt nur mit einem müden Törchen geschlagen.

Spieler des Spiels – noch ungekrönt – wird Sascha Behnke, der nicht nur sieben auf einen Streich netzt, sondern auch hinten wie ein Raubvogel so manchen Ball abfängt.

Für den VfL im Spitzenspiel triumphiert haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (4), Patrick Heyer (3), Alex Cousen (2), Dejan Sebesic, Lars Sikorski (2/2), Basti Arnhold (1), Roman Saure (2), Sebastian Knihs (4), Sascha Behnke (7), Jonas Knaust (2), Andreas Scherer, Ahmad Al Masalmeh (4).

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