VfL Gladbeck 3 – VfL Bochum 31:24 (16:11)
Für Fixe: Der harte Kern des VfL Bochum hätte personell geschwächt einen Sahnetag gebraucht, um bei spielstarken Gladbeckern zu bestehen. Den Sahnetag gab es nicht und dementsprechend auch keine Punkte.
Eine Siegesserie im Rücken, die Brust durch die eigene Stärke breit geschwellt – eigentlich können die Handballer des VfL Bochum auch vor der Auswärtsfahrt zum VfL Gladbeck 3 zuversichtlich sein, wären da nicht zwei Probleme. Das eine ist das Hinspiel – damals gab es im Schatten der Fiege-Brauerei am Ostring die schlechteste Saisonleistung und als logische Konsequenz die mieseste Heimpleite der Saison. Der VfL vom Saisonbeginn hat aber nicht mehr viel mit der eingespielten Truppe gemein, die sich in den letzten Monaten Platz für Platz in der Tabelle nach oben gebissen hat. Das zweite Problem dreht sich aber genau um die Mannschaft, denn mit der Aufstellung der Vorwochen hat der Spielberichtsbogen auch eher weniger gemein. Mit Sascha Behnke fehlt der dominante Umschaltspieler der letzten Spiele, mit Lars Sikorski, Torben Nölting und Niklas Willrodt Abwehrstärke und körperliche Präsenz in der Spielfeldmitte und der Ausfall von Roman Saure bremst das Tempospiel noch zusätzlich aus. Am Spieltag selbst wird es auch nicht besser – eine kurzfristige Absage von Zaubermaus Alex Cousen und ein gesundheitlich angeschlagener Jonas Knaust limitieren die Optionen für Trainerfuchs David Stroop noch weiter. Druide Stroopolix hat in dieser Saison aber schon mehrfach gezeigt, dass er auch mit limitierten Zutaten zaubern kann, auf der Platte stehen schließlich nur sieben Spieler. Die Rückkehr von Springfloh Leo (lat. Springflohus Hardamensis) aus dem Auslandssemester eröffnet zumindest eine weitere Option. Genug des Palavers, rein geht es in das Duell Jakob Stauder gegen Moritz Fiege.
In die Partie geht es nervös – zumindest auf Seiten des VfL aus Bochum. In der Deckung fehlt gegen den spielstarken Rückraum der Gladbecker die Bewegung auf den Außenpositionen, um die entstehenden Lücken konsequent zuzuschieben und die nicht reichlich gesäten Torwartparaden machen das Bild auch nicht rosiger. Bis Minute Zehn spielt die Stroop-Sieben zumindest im Angriff gut mit, kann sich auf die individuelle Klasse der Schützen verlassen und gleicht durch Max Birkemeier zum 5:5 aus. Dann fliegen aber zu viele sehr gut geharzte Bälle neben die Kiste oder rutschen durch die Griffel der Mitspieler. Gladbeck in den roten Trikots drückt Ferrari-gleich aufs Tempo und erzielt in acht Minuten sechs Tore – 11:5, 18 Minuten sind gespielt. In der Zeit bis zur Pause muss der Gast sich berappeln und wieder in die Spur zu kommen. Ein Handballspiel kann man zwar in den ersten 20 Minuten nicht gewinnen, aber durchaus verlieren. Nach einer Auszeit robbt sich Bochum durch zwei Rückraumhammer des wurfgewaltigen Max „Happy“ Lorenz wieder auf 13:9 heran, muss bis zur Pause aber wieder auf 16:11 abreißen lassen.
In der Kabine ist die Luft dick, bleibt die Mannschaft im feinen, weißen Zwirn doch hinter ihrem Potential in der Saison zurück. Wenn man hier zwei Punkte entführen will, muss der Angriff mehr an Tiefe gewinnen, der Ball flüssiger laufen und vor allem die blaue Wand wieder stehen.
Aus der Pause kommt Bochum besser, gewinnt hinten einige Bälle und schweißt vorne mit mehr Konsequenz die Pille unters Lattenkreuz. 36 Minuten gespielt, 18:15, es ist noch Leben in der Bude. 20:16, 21:17, der VfL aus der schönsten Stadt im Ruhrgebiet bleibt in Schlagdistanz, aber das Feuerwerk aus der Kabine entpuppt sich als Strohfeuer. Gegen die flotte Kugel der Gladbecker kommt die blaue Wand nicht hinterher, der für insgesamt neun Treffer gute Halbrechte fliegt Mal um Mal durch die Lücke und vorne fehlt plötzlich die Klarheit und das Selbstvertrauen. Bis zum 26:18 setzt der Gastgeber sich ab, lässt sich auch von einer sehr harten roten Karte nicht aus der Ruhe bringen und nichts mehr anbrennen. In der letzten Viertelstunde hält Schnapper Fabi sein wohlgeformtes Gesicht noch stark in einen freien Wurf und Patrick Heyer kann das Ergebnis noch minimal erträglich halten, mehr ist aber nicht mehr drin. Am Ende steht ein auch in der Höhe verdientes 31:24 für die Gastgeber und die Erkenntnis, dass für den VfL aus Bochum beim VfL aus Gladbeck einfach keine Punkte zu holen sind.
Zu schwer wiegen die gesammelten Ausfälle, zu groß sind die gerissenen Lücken in der Breite. Punktuell hat Bochum gute Phasen, in denen der Motor im Angriff wie ein Kätzchen schnurrt und in der hinten Beton angerührt wird. Eine nur phasenweise starke Leistung hat gegen eingespielte Gladbecker aber einfach nicht gereicht. Weder die Niederlage noch das Knarzen im Mannschaftsgefüge sind aber überzubewerten. So sagte Trainer Stroop wortgewandt: Ich hab schon mehr Handballspiele verloren, als ihr gespielt habt. Klare Siege und lange Siegesserien kann jede Mannschaft wegstecken, bei der Bochumer Bande hält das Gemeinschaftsgefühl auch, wenn es nicht klappt. Der VfL hat nach dem Gladbeck-Spiel drei Wochen Zeit, die Wunden zu lecken, die Verletzungen auszukurieren und dann im Auswärtsspiel in Bommern wieder anzugreifen.
Der Spruch des Tages kommt schon vor dem Spiel von Mottek Matthi, der seine Warmmach – und Umklatschexpertise entsprechend einbringt: Der Gegner muss sich nicht warmmachen. Wenn es einmal von Paddy geklatscht hat, wird es warm.
Geklatscht hat es vom Duisburger Bohrhammer Patrick Heyer insgesamt sieben Mal im Gladbecker Tor. Die Hütten und der kompromisslose Einsatz reichen für die Wahl zum Spieler des Spiels.

Für den VfL den Kampf für Moritz Fiege aufgenommen haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (3), Patrick Heyer (7), Dejan Sebesic, Max Lorenz (5), Sebastian Knihs (2), Leo Hardam (4), Jonas Knaust (2), Pascal Cyprian (1), Matthias Plewnia, Jannik Kocian.