Unsere Hauptsponsoren
Spielberichte 1. Herren

2/7 – check

SV Teutonia Riemke 3 – VfL Bochum 23:34 (15:16)

Für Fixe: Nach einer durchschnittlichen ersten Halbzeit brennt der VfL eine bärenstarke zweite Halbzeit in den Hallenboden in Bochum Nord und gewinnt zum Auftakt des Endspurts klar.

April, April – pünktlich zum unentschlossenen Wetter mit schwankenden Temperaturen kann sich auch der VfL in der Kreisklasse nicht entscheiden, ob er so richtig auf Touren kommen möchte. Immer wieder bremsen spielfreie Wochenenden und kurzfristige Absagen die Bochumer Recken aus. Sportlich passen nach der Niederlage in Gladbeck immerhin die Ergebnisse, aber bei den Siegen in Bommern und Hattingen hat man spielerisch keineswegs aus dem Vollen geschöpft. Mit dem Rückenwind von zwei guten Trainingswochen mit rappelvollen Hallen steht die erste Mannschaft des VfL am Tag der Bochumer Derbys an den Haltestellen der BOGESTRA bereit, um zum U35-Derby nach Riemke zu zöckeln. Nach Siegen der zweiten und dritten Mannschaft gegen Wattenscheid wartet im Bochumer Norden auf die Mannen von Trainer Stroop eine Mannschaft voller alter Bekannter, die personell in dieser Saison nicht wirklich auf die Beine kommt. Trotz aller Sorgen ist das Spiel für beide Seiten ein besonderes, der Gastgeber möchte bei aller Freundschaft neben dem Platz dem Stadtrivalen im Aufstiegsrennen nur zu gerne in die stroopolix’sche Suppe spucken. In der Hinrunde war das in Wattenscheid ausgetragene Heimspiel der Bochumer in den richtigen Farben der Startschuss für eine lange Siegesserie, wurde aber erst in der letzten Sekunde durch des Co-Trainers routiniertes Auge entschieden. So knapp soll es im Rückspiel nicht werden. Auch wenn die Gäste mit Roman Saure, Leo Hardam und Max Lorenz auf ordentlich Wurfgewalt aus dem Rückraum verzichten müssen und auch Kapitän Jannik Kocian nach einer Wadenverletzung seine Mannen nur von der Bank aus führen kann, füllen Gordon Kempkes, exhumiert aus den mumifizierenden Balsamen des Vorabends, und Max Birkemeier, der sich selbst zur zweiten Halbzeit aus dem hohen Norden einfliegt, den Kader auf und verleihen dem Trainergespann Optionen im Spielverlauf. Eben jenen Spielverlauf muss der VfL vorgeben und dazu zückt der Trainer kurz sein Notizheft, blättert über die Seiten Hattingen (Notiz: Tempospiel) und Bommern (Notiz: Co-Trainer anhauen: Tempospiel) zu Riemke (Notiz: Tempospiel). Eine gute erste und zweite Welle wird über 60 Minuten auch die Teutonen knacken. Vor dem Anpfiff schwört der Knorrwart die Bande noch einmal ein. Vor einem Jahr stand die Mannschaft im Endspurt der Liga auch in Riemke auf der Platte und spielte um die goldene Ananas. Diese Saison ist ein klares Ziel vor Augen, besser geht’s nicht. In das vom Co-Trainer Lars avisierte Schweinespiel startet der VfL in weiß gegen die Gastgeber in Blau – eine verkehrte Welt in der Böll-Halle.

Verkehrte Welt beziehungsweise falscher Film ist auch das Motto der ersten Spielminuten. Dem Schnapper fliegen die Würfe nur so um die Ohren und vorne kommen keine zwei Pässe hintereinander an. Nach 5 Minuten blättert der VfL mit den für die Böll-Halle typischen Harzgriffeln verdutzt durchs zerfledderte Drehbuch und sieht, dass auch diese Partie schon mit dem Anpfiff beginnt. Gesagt, getan: Einmal kurz geschüttelt, schon treffen vorne Sascha Behnke und Gordon Kempkes zum 3:2. Nach sieben Minuten meldet sich dann auch der bis dahin blasse David Knorr zwischen den Bochumer Pfosten an, pariert hintereinander einen Rückraumwurf und den Abpraller von außen und erlaubt dem vom Siebenmeterstrich heute eiskalten Lars Sikorski, vorne den Ausgleich zu erzielen. Die Deckung des VfL wird immer griffiger, unterbricht den Riemker Spielfluss und sammelt als Beweis die ersten gelben Karten. Beim 8:12 nach zwanzig Minuten und beim 10:15 nach 25 Minuten hat der VfL die blau-weiße Fahne schon mal ausgeschüttelt und ist bereit, diese zu hissen. Die fünf Minuten vor dem allgemeinen Durchschnaufen nimmt sich der VfL aber als allgemeines Nickerchen, trifft nur noch einmal und lässt größere Lücken in der Deckung. Die logische Konsequenz ist, dass Riemke beim 14:16 in Schlagdistanz ist, der Gast zieht die Auszeit. Mit noch einer Minute zu spielen ist der Schlachtplan klar: Die Uhr mit Druck herunterspielen, eine Bude machen und mit 14:17 in die Pause gehen. Kein Plan überlebt den ersten Spielerkontakt, ein Abspielfehler, eine vermeidbare Zeitstrafe und ein noch vermeidbareres Gegentor später ziert ein 15:16 die Anzeigentafel. Schöne Scheiße, wie der Pottler sagt.

In der Kabine ist die Lage trotzdem ruhig. Wenn die Bochumer in den richtigen Farben ihr Spiel konsequent aufziehen, wird sich auch Riemke am Ende geschlagen geben müssen. Das wichtige ist nur, dass der VfL den Fokus auf das eigene Spiel und die eigene Stärke behält.

Direkt aus der Kabine feuern die Bochumer Buben den Kessel des VfL-Zuges mit traditionell ausgebauten Bremsen ordentlich an und heizen dem Gegner gehörig ein. Die Deckung mit der magischen Zaubermaus Alex Cousen auf der Spitze und einem seine starke Riemke-Form aus dem Vorjahr wiederfindenden Knorrwart dahinter lässt in sechzehn Minuten nur zwei Buden zu, fängt dafür aber eine Triebwagenladung Bälle ab und kann durch schnelles und druckvolles Spiel Tor um Tor davonziehen. Als sich der Hustenreiz der Zuschauer durch den Dampf der Bochumer Bahn gelegt hat, hat Jonas Knaust beim 17:25 die Verhältnisse mehr als klargerückt. In der letzten Viertelstunde steckt der Gastgeber Riemke nicht auf, hat aber nicht mehr die Körner im Tank, um offensiv richtige Gefahr zu entwickeln und in der Deckung fehlt der entscheidende Schritt. Der VfL lässt nicht nach, spielt das Spiel seriös zu Ende und gewinnt am Ende klar mit 23:34. Das Highlight liefert Co-Trainer Sikorski, der so geschmeidig durch eine winzige Lücke in der Deckung stößt, dass er von Altmeister-Revolverschnauz Paule prompt zum Vaseline-Lars gekürt wird.

Die Handballer des VfL Bochum krönen den Derbysonntag mit drei Siegen und sind weiter in der Spur Richtung Aufstieg. Wie in klaren Niederlagen gibt es auch zu klaren Siegen wenig erkenntnisreiches zu sagen. Positiv ist aber, dass sich fast alle Spieler in die Torschützenliste eintragen können und die Stroop-Sieben Torgefahr aus jeder Position entwickeln kann – eine Tugend, die im Saisonendspurt noch wichtig werden wird. Der VfL zeigt nach den knappen Schweinespielen der Vorwochen eine gerade in der zweiten Halbzeit starke Leistung und biegt passend zur absoluten Crunch-Time auch leistungstechnisch wieder in die richtige Richtung ein. Diese Leistung sorgt für allgemeine Heiterkeit und Freude, wobei die Emotionen mit manchen etwas durchgehen – Zitat: „Bomber, heulst du? Nein, ich schwitze nur aus den Augen.“ Weiter geht es für die Bochumer mit dem nächsten Derby. Am kommenden Samstag wartet ein grandioser Handballtag im Lohring, wo zur Prime Handballzeit um 19:00 die Zweitvertretung von Linden-Dahlhausen aus dem Bochumer Südwesten kommt. Das Stichwort ist 318er-Derby, die Fahrtrichtung heißt Spaß am Sport und Zuschauer sind in der traditionellen Heimfestung natürlich immer gerne gesehen.

Der Spruch des Tages passt zur breiten Brust des VfL und kommt aus dem Mund von Sascha Behnke, der sein zerrissenes Aufwärmshirt kommentiert: Jetzt ist es offiziell. Ich bin zu breit gebaut.

Breit gebaut ist und groß aufgespielt hat auch der Spieler des Spiels. Gordon „Corny“ Kempkes kraftwürfelt sich direkt von der elterlichen Couch in Krefeld in die Herzen der Zuschauer, räumt hinten kompromisslos ab und beherrscht vorne alle Wurfvarianten von einem Happy-Kracher unter die Latte bis zum sikorskischen Zeitlupenleger, dem man aus Sorge eigentlich noch ein Bütterken hinterherwerfen müsste. Außerdem kann er durch sein mit dem XXM-Wacholderboy geteiltes Amt als Herold des Kapitäns seine Wahl bereits durch geschicktes Lunkern erspähen und sein Grinsen nur mühsam zurückhalten.

Für den VfL die blau-weiße Fahne in Riemke gehisst haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (2), Patrick Heyer (1), Alex Cousen (5), Lars Sikorski (7/5), Paul Ruppersberger, Mark Stinn, Sascha Behnke (7), Sebastian Knihs (1), Niklas Willrodt (2), Gordon Kempkes (4), Jonas Knaust (3), Matthias Plewnia (2).

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert