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Allgemein,  Spielberichte 1. Herren

Wackelig auf der Erfolgswelle

VfL Bochum – TB Beckhausen 35:32 (17:21)

Für Fixe: Der VfL behauptet in einem engen Rennen den Platz an der Sonne, muss Fehler in der Deckung aber mit ordentlich Wurfgewalt im Angriff ausgleichen.

Der Januar 2025 ist mit kaltem Wetter und guter Laune in die Sporthallen in Bochum eingezogen, sorgen ausgefallene Heizungen und heruntergelassene Trennwände nur kurz für schlechte Laune – der VfL grüßt von der Tabellenspitze. Nach dem knappen, aber siegreichen Spitzenspiel gegen den TV Gladbeck 2 im Lohring geht es in der Halle in Wiemelhausen zum Rückrundenauftakt gegen den TB aus Beckhausen. Zum Saisonauftakt hatte Bochum im Schatten der Schalker Multifunktionsturnhalle mit Begrünung nur durch die Abgewichsheit der Altinternationalen und eine ausgestreckte Gräte des Knorrwarte mit einem Törchen gewonnen. Die Partie zum Rückrundenauftakt stand aber unter anderen Vorzeichen. Während die Gäste aus Beckhausen mit Personalproblemen und wechselnden Ergebnissen zu kämpfen hatten, hatte der Gastgeber, geschmiedet in den packenden Spielen in Scherlebeck und gegen Gladbeck, bewiesen, dass die Mannschaft die vorhandene Leistungsdichte auch über 60 Minuten auf die Platte bringt. Dieser Beweis jedoch stand – unabhängig vom Personal und der Halle – gegen den Gast noch aus. Eine Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel, der VfL bärenstark und auf einer Siegesserie und auch noch zuhause – das Spiel könnte für die Bochumer nur dann noch offensichtlicher Gefahr ausstrahlen, wenn es mit gefletschten Zähnen und triefendem Geifer auf die Recken in Weiß zuspringen würde.

Allen Warnungen zum Trotz startet der VfL behäbig in das Spiel, der letzte Biss, die notwendige Griffigkeit fehlt auf der Platte. Das erste Tor erzielt Bochum, aber dann fehlt in der Deckung komplett der Zugriff – Rückstände beim 2:4 und 3:6 sind die Quittung. Dass dem Heimteam das Spiel nicht in den ersten 30 Minuten komplett entgleitet, liegt an mehreren immer wieder aufblitzenden Hoffnungsschimmern gerade im Angriff. Egal ob starke Einzelaktionen von Jonas Knaust oder ein passgenauer Gegenstoß in die Hände von Matthias Plewnia, das Spiel bleibt Stückwerk. Nach 20 Minuten nimmt der Gast aus Beckhausen seine erste Auszeit, es bleibt bis zum 14:15 nach 22 Minuten aber eng. Dann gönnt sich die Stroop-Sieben ihre dollen fünf Minuten, kassiert in doppelter Unterzahl Gegentor um Gegentor und trottet drei Minuten vor Ende der Halbzeit einem 14:20 hinterher. Bis zur Pause sind es die gestandenen Spieler, die die Kohlen aus dem Feuer holen – Lars Sikorski nach feinem Durchbruch, Paul Ruppersberger mit dem formvollendet eingesprungenen Paul-Ruppersberger-Gedächtniswurf um den Mittelblock herum und Patrick Heyer mit einem Hammer zur Halbzeit. 17:21, Beckhausen ist zumindest am Horizont wieder sichtbar.

Der kleine Zwischenspurt vor dem Pausenpfiff bewahrt die Recken im feinen, weißen Zwirn zwar vor der maximalen Standpauke vom Coach, 21 Gegentore gegen eine gute, aber nicht außerirdische Mannschaft aus Beckhausen sind trotzdem deutlich zu viel. In der zweiten Halbzeit muss die Deckung besser stehen, die bis hierhin schwachen Torhüter müssen mal eine Hand an den Ball bekommen und das Tempospiel muss gegen personell schwache Gäste forciert werden.

Mit dreimal Müssen geht es in die zweite Halbzeit. In der robbt sich der VfL auch Tor um Tor heran, hat nach einem Siebenmeter, den Gohli Fabi an den Pfosten guckt, sogar die Chance auf den Anschlusstreffer. Vorne ist aber Essig mit Treffen und hinten schlägt der Ball dreimal schnell im Bochumer Kasten ein. 24:30 zeigen die rot glühenden Ziffern der Anzeigentafel und so langsam kreisen am Horizont die Geier über der Siegesserie der Heimmannschaft. Gespielt sind 43:46 Minuten und ganz Bochum hat den Glauben verloren. Ganz Bochum? Nein, es gibt noch eine bärbeißige Bande Bochumer Buden, die nicht aufgehört hat, für den Sieg zu kämpfen. Denn wie sagt das bekannte Grosche-Theorem: Spiele werden in den letzten 15 Minuten entschieden. Den Grundstein legt das Heimteam hinten. Die blaue Wand wird Stein um Stein gemauert, ein härteres Zugreifen gegen den Beckhausener Rückraum gibt den bis dahin treffsicheren Außen der Gäste einen kleinen Schritt weniger und dieser mangelnde Platz reicht, damit Knorrwart David sich in den letzten zwanzig Minuten in den Köpfen der Gäste festbeißt. Im Angriff ermöglichen die Ballgewinne schnellere und klarere Abschlussituationen, nach einem Treffer vom erneut zielsicheren Max Birkemeier – natürlich mit Schmackes – knallt Sascha Behnke als vorläufige Krönung eines 6-0-Laufes den Ball zum 30-30 in die Maschen. Auch Zeitstrafen können den Lauf des VfL jetzt nicht mehr bremsen, Tausendsassa Sascha ist überall, trifft in zehn Minuten fünf Mal und führt Bochum beim 34:31 drei Minuten vor Ende endgültig auf die Siegerstraße. Beim Abpfiff steht es 35:32, die Stroop-Sieben zieht den Kopf gerade noch aus der Schlinge.

Ein knappes Spiel, aus dem das Heimteam einige wertvolle Lehren ziehen kann. Trotz starker Spiele gegen Gladbeck und Scherlebeck ist es der Einsatz und die Intensität, die das Bochumer Spiel und gerade die Bochumer Deckung tragen. Ein paar Prozentpunkte weniger, ein halber Schritt gespart und schon bröckelt die blaue Wand zu einem porösen Bochumer Käse. Dass der VfL beide Punkte in der schönsten Stadt im Pott behalten darf, ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Gäste nicht nur personell schwer angeschlagen sind, sondern auch im Spiel ihren etatmäßigen Kreisläufer früh verlieren. Ob gegen eine besser aufgestellte Mannschaft auch das Heimteam schneller aufgewacht wäre, ist müßige Spekulation. Trotzdem gilt: Am Ende kackt auch die Bochumer Ente und ein Handballspiel dauert eben 60 Minuten. Gab es in den letzten Jahren bei knappen Spielen häufig nichts zu holen, hat Bochum, als Mannschaft zusammengewachsen und mit dem Selbstverständnis eines Tabellenführers, Klarheit und Struktur in sein Spiel bekommen. Diese Struktur und den eigenen Biss darf der VfL nach einer Woche Pause im Auswärtsspiel in Gladbeck erneut beweisen. Gegen die Drittvertretung des VfL hatte es im Hinspiel am Ostring noch eine derbe Schelle gegeben. Zeit also für Wiedergutmachung. Die Devise dafür gibt Kapitän Jannik Kocian schonmal aus: Ich denke nur von Spiel zu Spiel.

Der Spruch des Tages fällt dem Knorrwart bei der Wahl des Spielballs aus dem Gesicht: Egal welchen Ball wir nehmen, wir gewinnen auch mit einem Ziegelstein oder einem Knoppers.

Spieler des Spiels wurde der nicht nur durch 11 Tore, sondern auch zahlreiche Steals nicht wegzudenken Sascha Behnke

Für den VfL fleißig Tore geworfen haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (3), Patrick Heyer (3), Dejan Sebesic, Lars Sikorski (6/4), Paul Ruppersberger (1), Basti Arnold, Sebastian Knihs, Sascha Behnke (11), Jonas Knaust (6), Matthias Plewnia (4), Jannik Kocian (1).

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