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Spielberichte 1. Herren

Von Gladbecker Bäumen

TV Gladbeck 2 – VfL Bochum 27:21 (12:10)

Für Fixe: Ein trotz voller Bank nicht eingespielter VfL bringt weder seine gewohnte Leistung noch die übliche mentale Stärke und verliert in Gladbeck verdient.

Nach dem Derby ist vor der Herbstpause und für den VfL aus Bochum ging es – mit Trainer Stroop wieder zurück auf der Kommandobrücke – nach dem Derbysieg gegen Linden nach Gladbeck. Beim TV hatten die Mannen um Kapitän Jannik Kocian zum Ende der Vorsaison noch im bereits jetzt legendenumrankten Finalspiel der Kreisklasse die Meisterschaft und den Aufstieg festgezurrt. Bochum ist mit 7:3 Punkten stark in die Saison gestartet und hatte vor allem beim Auswärtssieg in Rauxel ein Ausrufezeichen gesetzt. Gladbeck hatte mit 4:6 Punkten einen etwas schlechteren Start erwischt, die Gäste waren aber gewarnt. Ein wurfstarker Rückraum mit einem klaren Zielspieler in einem eingespielten Gesamtkonzept und eine körperlich robuste Deckung würden die Bande der Buben dazu zwingen, ihr Umschaltspiel konsequent umzusetzen und hinten wieder die blaue Wand aufzubauen. Personell wurde ordentlich durchgemischt. Sascha Behnke im Urlaub, Diego Jakobs und Gianluca Sarra verletzt und die Galbas-Zwillinge wieder zurück auf der Trainerbank oder bei der Zweiten. Dafür standen mit Bastian Arnold im ersten Saisonspiel, Roman Saure nach überstandener Verletzung und Lasse Benking aus der A-Jugend genug Tempo und hoffentlich das Nickelige und Nervige in der Deckung, um die mit lediglich acht Feldspielern angetretenen Gastgeber in Bedrängnis zu bringen.

Ins Spiel startet Bochum aber seltsam behäbig. Im Angriff fehlt die letzte Konsequenz, die genommenen Würfe fallen allesamt in die Kategorie „Kann“ und sind nicht bis zuletzt zwingend herausgespielt. Schlimmer ist aber die Deckung. Während die blaue Wand sich normalerweise durch Bereitschaft füreinander auszeichnet, fehlt heute der eine Schritt zur Seite. Gladbeck bringt den Steinewerfer gut in die Bewegung, führt mit 3:0 und 8:4. Wirbelwind Lasse mit zwei Toren zum Einstand und der auch heute wurfstarke Max Birkemeier stellen zwar auf 8:8, aber die Stroop-Sieben reißt sich regelmäßig mit der Kehrseite ein, was die Harzfinger aufbauen. Technische Fehler und überhastete Abschlüsse sind an der Tagesordnung und die wenigen Lichtblicke wie das 10:11 von Jannik Kocian, der zum ersten Mal in seiner illustren Karriere ein Tor über den Block bei angezeigtem Zeitspiel macht – Zitat: Ich hab halt dahin geworfen, wo frei war – halten Gladbeck zumindest in Reichweite. Nach 30 Minuten steht es 10:12 aus Bochumer Sicht.

Beim vielzitierten Pausentee braucht der VfL eher ein Aufputschmittel intravenös. Die Gastgeber haben das Spiel mit dem Messer zwischen den Zähnen begonnen und die Bochumer waren bisher noch nicht in der Lage, das nötige Level an Spannung aufzubringen. Das muss sich in der zweiten Hälfte ändern, damit sich das Spiel noch dreht.

Eines muss man dem VfL lassen – ordentlich Feuer ist zu Beginn der zweiten Hälfte drin. Leider zahlt der Gast jetzt die Zeche für die schlechte Trainingsbeteiligung der letzten Wochen. Im hohen Tempo fehlt das Selbstverständliche, das Eingespielte. Der Ball wandert zu häufig nur parallel vor der Deckung durch die Reihen, die Köpfe gehen zu schnell nach unten. In den sechs Minuten nach Wiederanpfiff unterlaufen den Mannen im weißen Ausweichtrikot zu viele Fehler, Gladbeck kann durch einfache Gegenstöße auf 17:10 davonziehen. Die direkt geworfene Auszeit von Trainer Stroop ist nicht von Erfolg gekrönt, Stroopolix hat seinen Zauberkessel wohl nicht mitgebracht. Bis zur 50. Minute zieht Gladbeck auf 23:14 weg, ein Aufbäumen der Bochumer ist dringend geboten. Und Bochum wacht auf. Langsam, quälend zaubert der VfL einen 4:0-Lauf in die Halle, beim 23:18 sechs Minuten vor dem Ende erwacht ein kleiner Hoffnungsschimmer. Diesen Schimmer zerstört der Mitaufsteiger vom TV gnadenlos, zwei Tore des Rückraumkanoniers und ein Torwart, der in der letzten Viertelstunde den Werfern des Gegners komplett den Zahn zieht, sind ein zu großer Berg für Bochum. 24:18, 25:20, 27:21. Am Ende ist das Ergebnis auch in der Höhe verdient, Gladbeck gelingt die Revanche für das Aufstiegsspiel.

Mal gewinnt man, mal verliert man – so einfach ist Handball. Der VfL kann auf keiner Position durchgehend ein starkes Spiel vorweisen – lediglich einzelne Geistesblitze wie parierte freie Bälle der Schnapper oder starke Spielzüge reichen nicht, wenn das Grundniveau über 60 Minuten zu niedrig ist. Viel entscheidender zeigt sich dadurch, dass auch in der Kreisliga die Qualität auf der Platte ein direktes Resultat der investierten Ressourcen im Training ist. Wenig Spieler im Training in Kombination mit einem schlechten Tag ergibt eine Niederlage. Auf der anderen Seite ist das Spiel auch nicht überzubewerten. Um die Zaubermaus Alex Cousen vom Saisonbeginn zu zitieren: Die Gegner können auch alle Handball spielen. Einfache Spiele wie im letzten Jahr wird es in dieser Saison nicht geben. Bochum wird in drei Trainingswochen in den Herbstferien die Zeit haben, die Wunden zu lecken, das Spiel aus dem Kopf zu streichen und mit neuem Mut und frischen Beinen am 02.11. den HSV Westerholt zu empfangen. Anwurf in der Sporthalle Westenfeld ist um 15:30.

Den Spruch des Tages liefert kurz und knapp der Coach: Mal ist man der Hund, mal der Baum.

Gut dabei ist unabhängig von der örtlichen Flora und Fauna Lasse Benking, der ein starkes Debüt macht und mit konsequentem Zug auf die Lücke aufzeigt, wie es heute hätte klappen können und sich – in schöner Tradition mit Diego Jakobs und Lars Wegge – den Spieler des Spiels abholt.

In Gladbeck am Ende alles in die Waagschale geworfen haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (8/4), Lasse Benking (2), Alex Cousen, Bastian Arnold, Mark Stinn (1), Sebastian Knihs (3), Gordon Kempkes (1), Leo Hardam (4), Roman Saure, Matthias Plewnia, Jannik Kocian (1), Max Lorenz (1).