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Spielberichte 1. Herren

33 bunte Ostereier

VfL Bochum – HSV Herbede 2 33:24 (16:14)

Für Fixe: Bochum schüttelt die frühe Verletzung von Kapitän Jannik zur Halbzeit aus den Knochen und schlägt die Gäste aus Herbede auch in der Höhe verdient.

Wäre der sportliche Schlagabtausch zwischen dem VfL aus Bochum – richtige Seite der Ruhr – und dem HSV aus Herbede – falsche Seite der Ruhr – knapp geworden, wäre dieser Sieg im Blut des Kapitäns geschmiedet worden. Aber er wurde nicht knapp. Geschichten erzählt man aber von Anfang an und auch wenn zu einer guten Geschichte mindestens mal das Lagerfeuer und der malerische Sternenhimmel fehlen, sorgt allein schon die feine Verpflegung flüssiger Form aus dem Hause Moritz Fiege dafür, dass auch dieser Bericht am Beginn beginnt. Und begonnen hatte der Samstag in der immer noch quasi nagelneuen, harzfleckenfreien Festung in Wiemelhausen erst mit einer Niederlage der Altinternationalen der Dritten, bevor die Zweite gegen Erkenschwick die Fans und den VfL mit einem klaren Sieg schonmal warmschoss. Um 17 Uhr stand dann die Erste in den Startlöchern. Ohne den erkrankten Cheftrainer Stroop, der seinen Platz auf der Bank gegen die Tribüne eintauschte, aber mit dem Lukas-Leo-Koeffizienten in der Hinterhand. L Hoch 2 war bereits ein entscheidender Faktor beim Sieg in der Vorwoche gewesen, aber dieses Mal wurden die beiden Ballermänner aus dem Rückraum durch die Rückkehr von Sebastian Knihs, Lars Sikorski, Alex Cousen, Mark Stinn und Gordon Kemkes entsprechend entlastet. Personell konnte die Mannschaft also aus dem Vollen schöpfen. Das Ersatztrainerduo Sikorski – Ruppersberger hatte in einer Nacht -und Nebel-Aktion den Matchplan der Vorwochen aus dem Mülleimer des Stroopschen Anwesens entwendet und aus dem Gewirr von Kaffeeflecken und von Waschbären angenagten Ecken das entscheidende Wort erkannt: Tempo. Der VfL musste sein temporeiches Offensivspiel mit Druck aus einer kompromisslosen zweiten Welle konsequent durchziehen, um die massive Herbeder Deckung selten ins Spiel kommen zu lassen. Basis war wie immer die heute weiße Wand in der Deckung, aus der die Impulse für den Umschaltmoment ausgehen mussten. Die Gäste aus Witten kamen mit der Hypothek von nur vier gewonnenen Punkten aus dem bisherigen Saisonverlauf, hatten den VfL im Hinspiel aber auch am Rande einer Niederlage. Lediglich die langen Gräten des Knorrwarts und Eis in den Venen in der Crunch-Time hatten den Bochumer Jungen damals den Sieg gebracht. Spielerisch brachte der HSV jede Menge Erfahrung, aber nicht den einen Rückraumschützen mit, der Bochum aus der Heimhalle ballern würde. Die Fronten sind geklärt, alles Wichtige gesagt, jetzt obliegt es nur Hüpfdohle Hardam, die Mannen des weißen Ballets richtig anzuzünden.

Gesagt, getan. Bochum startet mit Anwurf in die erste Halbzeit und erinnert sich gleich in guter Tradition an die zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene Bochumer Dreifaltigkeit – erster verworfener Ball, erster Ballgewinn, erstes Tor. Nachdem Schnapper David dem Linksaußen den ersten Wurf abkauft, findet der durch die Halle segelnde Gegenstoßpass Matthi auf Außen, der zur ersten Bochumer Führung einschweißt. Trotz der Führung ist der VfL aber noch nicht richtig drin im Spiel, lässt den Gegner etwas zu nah ans Tor und verschiebt aus der 6:0-Deckung nicht genug auf die Ballseite. Herbede kann zum 3:4 umbiegen und gewinnt hinten erneut den Ball, bevor es unschön wird. Kapitän Jannik Kocian bekommt die Schulter des Gegenspielers in der zweiten Welle mit ordentlicher Wucht unters Kinn gerammt und geht mit einer blutenden Platzwunde zu Boden. Die Verletzung des Captains schockt Bochum aber nur kurz, bis zum 10:9 nach 18 Minuten entspannt sich ein enges Spiel, in dem der VfL sich gute Chancen erspielt, aber zu häufig am gegnerischen Torwart oder am eigenen Unvermögen scheitert. Dann darf sich der Halbrechte der Gäste zwei Minuten Entspannung auf der Bank gönnen, Bochum nutzt den entstandenen Platz und die Fehler des HSV zu einem 4:0-Lauf innerhalb von 100 Sekunden und zieht auf 14:9 davon. Bis zur Pause schwächen Zeitstrafen und Fehler im Spielaufbau den VfL, die Gäste können Tor um Tor aufschließen und die beim 15:10 letztmalig fünf Hütten breite Lücke auf nur zwei mickrige Tore schließen.

In der Kabine bleibt der VfL erstaunlich gelassen. Die grundlegende Leistung stimmt, auch von der Verletzung von Kapitän Jannik hat man sich nicht im Spielfluss hemmen lassen, nur der Ball muss vorne ins Tor. In der zweiten Halbzeit muss dafür das Tempo wieder hochgehalten werden, welches in den Minuten vor der Pause etwas eingeschlafen war. Ein Schweinespiel gegen den emotionalen Gegner aus Herbede kann der VfL nämlich nicht gebrauchen.

Aus besagter Kabine startet Bochum gut in die zweite Halbzeit, kann aufbauend auf einem starken Start vom Knorrwart inklusive pariertem Siebenmeter auf 18:14 und 20:15 stellen. Früh zeigt sich, dass der VfL den Ball schnell und effizient fliegen lässt, einfacher Druck auf die Deckung der Gäste reißt ordentliche Lücken und die Gäste wissen sich nur durch größere Härte und eskalierende Emotionalität zu helfen. Sportlich bringt das nix, über 23:17 und 27:20 lässt das weiße Ballett in Bochumer – Recken – Form nichts anbrennen und hat mit Alex Cousen die schönste Zaubermaus seit Darius Wosz in seinen Reihen. Besagter Alex ist es auch, der den Finger am Puls des emotionalen Zeitgeistes hat und filigran wie ein Pianist und präzise wie ein Chirurg den VfL mit Spaß und notwendiger Spannung in Richtung Heimsieg dirigiert. Da Flemming Hensen bei seinem Aufbruch gen Lübeck den Staffelstab des 30. Tores offensichtlich an Lukas Birkhoff übergeben hat, bedankt sich die Mannschaft erneut beim Sonsbecker Steineschmeißer für Bude Nr. 30 und eine ganze Kiste feinsten Hopfenblütentees. Die letzten Akzente setzen Daniel Lipovetski mit einer starken Parade gegen den Kreisläufer und Mottek-Matti mit zwei blitzsauberen Buden von Rechtsaußen. Am Ende steht ein 33:24 und damit ein klarer und auch in der Höhe gerechtfertigter Sieg mit neun Toren auf der Anzeigetafel.

Der VfL behält zwei Punkte in Bochum und die gute Form der Rückrunde bei. Unabhängig von den Jungens, die die harzlose Pille tatsächlich werfen, hat sich der VfL offensichtlich ordentlich Oktan in den röhrenden Achtzylinder georgelt und bringt diese PS immer häufiger und besser auf die Platte. Eingebettet wird eine solche Leistung von einem bei einem Sieg logischerweise leichteren mannschaftlichen Zusammenhalt und einem Fokus auf die eigene Leistung. Hat Spaß gemacht, ihr Racker, gerne mehr davon. Nach dem Spiel verköstigt die Mannschaft noch gemeinschaftlich ein Kaltgetränk, unterstützt die eigene Damenmannschaft lautstark und begrüßt als Kirsche auf der Sahnetorte den zurückgekehrten, weil erfolgreich genähten Kapitän wieder in der Halle. Dem Vorschlag aus dem Mannschaftskreis, zur Vorbeugung von etwaigen Zeitstrafen wegen gut gemeinter Ratschläge in Richtung pfeifender Zunft die Fäden auch auf den Mund zu erweitern, war leider nicht entsprochen worden.

Den Spruch des Tages liefert mit einem „Nehmt die Hände in die Hand“ eigentlich Zauberfranke Jonas Knaust, doch beim Dienstagstraining nach dem Spiel lässt Ersatztrainer Paul Ruppersberger ein solch grandioses Sprüchlein aus der Kauleiste plumpsen, dass es Erwähnung finden muss: Der Kreisläufer ist der Bassist der Handballmannschaft.

Obwohl er sich durch eigene schlaue Positionierung in der Deckung auf Kosten nur einer blutenden Platzwunde am Kinn der Laufarbeit der ersten und zweiten Welle für knapp 55 Minuten entzogen hat, kann es am Spieler des Spiels keinen Zweifel geben. Oh Captain, mein Captain.

Für den VfL neben Blut und Schweiß auch Spiel und Spaß in den Ring geworfen haben: David Knorr (TW), Daniel Lipovitski (TW), Jannik Kocian, Niklas Willrodt, Max Birkemeier (2), Lukas Birkhoff (9), Lars Sikorski (4/2), Mark Stinn (1), Alex Cousen (3), Sebastian Knihs (1), Gordon Kempkes (2), Leo Hardam (7), Matthias Plewnia (4), Torben Aspöck.

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