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Spielberichte 1. Herren

Herbede sehen und verteidigen

HSV Herbede 2 – VfL Bochum 20:26 (7:16)

Für Fixe: Nach einem überragenden Start fällt der VfL in das übliche Loch nach der Pause, kommt aber rechtzeitig wieder in die Spur und gewinnt endlich wieder.

Wir schreiben den November 2023, das raue Spätherbstwetter hat das Ruhrgebiet fest im Griff. Mit sieben Spieltagen ist die Kreisklassesaison 23/24 im Handballkreis Industrie bereits zu einem Drittel gespielt und die Bilanz des VfL aus Bochum ist mit ausbaufähig noch wohlwollend beschrieben. Magere 4:8 Punkte und der Blick auf die Tabelle lassen nur einen Schluss zu: Sämtliche Saisonziele stehen im Hintergrund, die Mannschaft von Trainer Stroop muss von Spiel zu Spiel denken und zuerst die eigentlich vorhandenen Handball-PS auf die Straße bringen. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, die Mannschaft muss liefern. Die erste Gelegenheit bietet das Spiel in Herbede, wo der Gastgeber im Pokalspiel im Vorjahr dem VfL mit einer couragierten Leistung über 30 Hütten eingeschenkt hatte.

Ein solches Spiel wollte der VfL nicht wiederholen, hatte sich daher bedingungslosen Einsatz und konsequentes Tempo auf die blau-weißen Fahnen geschrieben. Mit einer vollen Bank und der Rückkehr von Springfloh Leo Hardam ins dunkelblaue Trikot war alles angerichtet, aus einer massiven Deckung heraus schnelle Beine und schnelle Bälle für sich sprechen zu lassen. Nach einer letzten aufrüttelnden Ansprache von Co-Trainer Lars Sikorski pumpte auch der letzten Schlafmütze das VfL-Herz das Blut schneller durch die Adern, Zeit für Handball.

In die Partie kommt Bochum als hätte es die letzte Woche nicht gegeben. Keine zwanzig Sekunden nach Anwurf macht Gordon Kempkes dem locker einen Kopf größeren Halblinken der Gastgeber resolut klar, dass die 9-Meter-Linie Sperrgebiet bedeutet. Erste gelbe Karte: Check. Erstes Ausrufezeichen: Gesetzt. Die erste Parade auf Seiten des VfL und ein sanft in die Arme von Außen Matthias Plewnia segelnder Gegenstoßpass sind die nächsten zwei Töne in der Musik, in der sich bis zur 24. Minute grade Knorrwart David zum Dirigenten aufspielt. Ob Rückraumkracher, Gegenstoß oder Außenball – lediglich der Herbeder Linksaußen schafft es mit zwei Hebern, den knapp zwei Meter großen Hüter zu bezwingen, der sonst in sämtlichen Duellen Sieger bleibt. Der Rest der Mannschaft steht dem Schnapper nicht nach, macht aus den Ballgewinnen richtig Tempo, trifft Gegenstoß um Gegenstoß und da auch die Achse Kocian – Knihs – in der Vorwoche einer der wenigen Lichtblicke – zündet, haben gnadenlose Bochumer beim 3:14 einen 11-Torevorsprung herausgeballert. Bis zur Pause kann sich der Gastgeber in den schwarzen Trikots ein wenig berappeln, macht weniger Fehler und kommt noch auf 7:16 heran.

Zur Pause können die Zuschauer, die mit der Mannschaft der Gäste vertraut sind, nur den Kopf schütteln. Die Tugenden, die die Mannschaft in der Vorwoche vermissen ließ, sind heute voll dabei, die Jungs sind präsent und körperlich da. Am Ball bleiben, gallig bleiben, nicht auf dem Vorsprung ausruhen.

Nach der Kabine ist aber vor dem Leistungsloch. Aus der Pause kommt Bochum mit ordentlich Sand im Getriebe, lässt den Gegner aus Herbede jetzt den einen entscheidenden Schritt zu nah ans Tor herankommen und macht vorne die Fehler, die der HSV in Durchgang eins gemacht hat. Innerhalb von sieben Minuten schmilzt der Vorsprung auf 12:16, nach 38 Minuten steht es 13:17. Die blaue Wand der Bochumer kann sich dann etwas berappeln, auch der ebenfalls schlecht in den Durchgang gestartete Keeper bekommt langsam wieder einen Finger an den Ball. Trotzdem beißt sich der Gastgeber am VfL fest, knabbert weiter am Vorsprung und liegt beim 16:19 nach 46 Minuten in Schlagdistanz. Dass der VfL nicht komplett bricht, liegt am Biss, den die Mannschaft zeigt. In knappen Situationen springt immer einer der Führungsspieler in die Bresche.

Angeführt von drei gehaltenen Siebenmetern des Schnappers und einem heute vom Punkt makellosen Lars Sikorski sind beim 17:22 fünf Tore, die Herbede zu einer Auszeit zwingen. Wach bleiben und den Kampf annehmen – diese Devise gilt für den VfL jetzt, denn die letzten sieben Minuten wird es ein absolutes Drecksspiel. Aus der Auszeit macht der HSV zwei Tore, wird aber durch einen lange Angriffe spielenden VfL unter Kontrolle gehalten. Auch die in der letzten Viertelstunde überraschend kleinliche Linie der Schiedsrichter, die die Gäste immer wieder in eine Unterzahl zwingen, ist kein Hindernis mehr. Das 19:23 fünf Minuten vor Ende ist Aufgabe des Kapitäns, die endgültige Entscheidung fällt drei Minuten vorm Ende mit dem 20:24. Die letzten Minuten trudelt das Spiel aus, den Schlusspunkt setzt Lars Sikorski zum 20:26, bevor der Jubel losbricht.

Ein Drecksspiel, das für die Bochumer zwei klar unterschiedliche Halbzeiten parat hält. Das hohe und intensive Niveau der ersten Hälfte angetrieben von einer starken Torhüterleistung konnte nicht der Anspruch der zweiten 30 Minuten sein. Negative Stimmen würden behaupten, dass der VfL die Gastgeber in den 15 Minuten nach der Halbzeit unnötig stark gemacht hat, dass überhastete Würfe und ideenloses Spiel auch diese Woche wieder ihre hässliche Fratze gezeigt haben. Dem muss man zwei gewonnene Punkte entgegenhalten, zu deren Erringung die Mannschaft zusammen geackert und gekämpft hat. Mit der Einstellung der Vorwoche hätte ein solches Spiel auch durchaus kippen können. Zu einem Handballepos, von dem im Kreise des Teams noch in Jahren erzählt wird, fehlt die Spannung und auch die Klasse, aber zwei Punkte sind doch zwei Punkte. Die Mannschaft von Trainer Stroop hat jetzt im Hinblick auf ein spielfreies Wochenende vier Trainingseinheiten Zeit, den positiven Eindruck zu verstärken und den Trend zu bestätigen. Das nächste Spiel winkt am 18.11., wenn mit dem verlustpunktfreien Tabellenführer aus Rauxel ein anderes Kaliber in die neue Bochumer Heimfestung kommen wird.

Der Spruch des Tages kommt von Co-Trainer Lars, der zu Ehren des verletzten Patrick Heyer dessen ruhrpott-typische grammatikalische Unwucht aufnimmt: Wenn dann, denn schon.

Spieler des Spiels wird der Knorrwart, der den Maurerbefehl des Trainerteams wohl wörtlich verstanden und zwischenzeitlich eine Ein-Mann-Mauer gebildet hat.

Für den VfL gekämpft haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Jannik Kocian (1), Julius Kirschner (3), Lars Sikorski (4/4), Leo Hardam (5), Torben Aspöck, Max Birkemeier (1), Mark Stinn, Gian-Luca Nunes Vetra (1), Matthias Plewnia (6), Sebastian Knihs (4), Dejan Sebesic, Gordon Kempkes (1).

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