VfL Bochum – Westfalia Scherlebeck 2 16:22 (8:13)
Für Fixe: Erst sind es die technischen Fehler, dann die Fehlwürfe und am Ende verliert der VfL mit der schlechtesten Leistung seit Jahren das dritte Spiel in Folge.
Es ist fast so, als wäre die Cantina-Band mit sandigen Füßen aus einer heruntergekommenen Space-Kneipe in „Star Wars“ gestiegen und hätte sich – verkleidet in die dunkelblau Spielkluft des VfL – gesagt: Spielt denselben Scheiß nochmal. Aber auch die Geschichte von solchen miesen Spielen muss vom Anfang erzählt werden. Nach der knappen Niederlage gegen den DSC aus Wanne hatten sich die die personell geschwächten Bochumer in der Vorwoche auch dem TuS in Hattingen geschlagen geben müssen. Mit einer wieder vollen Bank wollte die Truppe vom Trainergespann Stroop/Sikorski dem Spiel gegen den bisher punktlosen Gast aus Sprockhövel von Anfang an das Spiel bestimmen und keine Zweifel am Sieger der Partie aufkommen lassen und so wieder in die Spur finden.
Ins Spiel geht es mit ersten gewonnenen oder gehaltenen Bällen in der Defensive und erfolgreichen Abschlüssen gut los. Besonders die Achse Kocian – Knihs funktioniert gut, maskiert aber auch den mangelnden Druck und die wenigen Ideen im Bochumer Angriffsspiel. Nach acht Minuten führt der VfL trotzdem mit drei Toren. Bis auf wenige Einzelaktionen versucht der VfL auch hier schon regelmäßig die Brechstange herauszuholen, hat das Harz aber offensichtlich gegen eine gigantische Dose WD40-Spray eingetauscht. In den 22 Minuten seit dem 5:2 erzielt das Heimteam nur drei Tore, häuft dafür unzählige technische Fehler aufeinander und muss als Kirsche auf der Torte noch eine rote Karte für Matthias Plewnia hinnehmen, der im Gegenstoß klar zu spät kommt.
In die Halbzeit geht es mit 8:13 und gesenkten Köpfen. Aufrütteln ist die Devise der Trainer, denn mit weniger Fehlern und konzentrierterem Spiel ist die Messe noch nicht gelesen.
Aus der Kabine kommt Bochum mit dem Messer zwischen den Zähnen, wird angeführt vom heute als einer der wenigen in Normalform spielenden Jannik Kocian und kommt beim 11:14 wieder in Schlagdistanz. Waren es in der ersten Halbzeit die technischen Fehler, sind es in der zweiten Halbzeit die Würfe, die den Scherlebecker Torwart zum Helden werden lassen, so sie überhaupt aufs Tor kommen. Auch eine offene Deckung der letzten zehn Minuten bringt keine Besserung, der Gast aus Scherlebeck ist bissiger, griffiger und gewinnt am Ende verdient mit 16:22.
Puh, eine solche Packung muss der VfL erst einmal verdauen. Neben der vielen Fehler und der mangelnden Durchschlagskraft im Angriff, die zumindest in Teilen auch auf das Fehlen vieler Stammkräfte zurückzuführen ist, muss sich die Mannschaft auch die Mentalitätsfrage stellen. Jeder Spieler muss für sich entscheiden, ob er während der wenigen Zeit, die das Hobby Handball in einer Woche einnimmt, alles in seiner Macht Stehende für den Mannschaftserfolg gibt, ob er im Training und auch im Spiel wirklich bis an die Grenzen geht oder ob der große Kader und die starke Trainingsbeteiligung nicht manchmal dazu führen, dass man sich in der zweiten Reihe versteckt. Handball ist aber eben kein Quantitässport, auf der Platte stehen immer nur (maximal) sieben Spieler, die ihre Leistung abrufen müssen. Positiv aus einem solchen Spiel bleibt für den VfL, dass es jetzt keine längere Pause gibt, sondern dass es am kommenden Wochenende bereits nach Herbede geht, wo der VfL mit Wut im Bauch anfangen kann, die Scharte langsam auszumerzen.
Der Spruch des Tages kommt bereits unter der Woche aus der Glückskekspackung des großen Ruhrpott- und Breitensportphilosophen Fabi Gohl: Individuelle Fehler machst du als Individuum, nicht als Mannschaft.
Spieler des Spiels wird Kapitän Jannik, der auch mit kaputten Knochen noch versucht, eine sich mit Zähnen und Klauen wehrende Mannschaft zu erfolgreichem Handball zu ziehen.
Für den VfL aufgelaufen sind: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (1), Lars Sikorski, Jannik Kocian (5), Niklas Willrodt, Patrick Heyer (2), Torben Aspöck (2), Gian-Luca Nunes-Vetra (1), Matthias Plewnia (1), Sebastian Knohs (2), Dejan Sebesic (2), Gordon Kempkes, Roman Saure.