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Spielberichte 1. Herren

Mit offenem Visier zum Saisonende

VfL Bochum – VfL Gladbeck 3 38:33 (20:15)

Für Fixe: Der VfL gewinnt das finale, ohne die letzte Konsequenz geführte Saisonspiel deutlich und sorgt im Lohring für einen versöhnlichen Saisonabschluss.

Die letzten sechzig von 1.800 Minuten Handball in einer langen und kräftezehrenden Saison standen auf dem Spielplan und da wollte der VfL noch einmal zeigen, welche Werte beim Handball im Vordergrund stehen. Mannschaftliche Geschlossenheit und der Spaß am Spiel mit der Harzpille hatten Bochum auch durch die dunklen Tage gerade in der Rückrunde begleitet, an deren Ende der bittere Gang in die Kreisklasse ansteht. Eine genauere Analyse der Saison steht noch aus, aber mangelnde Konstanz und individuelle Lücken in Kondition und Konzentration waren der Stroop-Sieben immer wieder auf die leicht gammligen Käsefüße gefallen. Im letzten Heimspiel im Lohring, jener Spielstätte, die der VfL in der kommenden Saison erneut mit dem Mythos der Heimfestung versehen muss, wollte die Mannschaft aber noch einmal zeigen, was in ihr steckt, bevor nach Abpfiff einige Kisten feinsten Bieres der Haus- und Hofbrauerei Moritz Fiege ihres köstlichen Inhalts abhandenkommen würden. Mit der Drittvertretung des VfL Gladbeck hatte ein Team aus dem Tabellenkeller den Weg in die Halle gefunden, gegen das Bochum im Hinspiel noch mit einem Tor Sieger war, aber auch eine Wagenladung Chancen ausgelassen hatte. Personell hatte offensichtlich ein unvorsichtiger Agrarfachwirt den mühsam aufgezogenen Linkshänderbaum umgenietet, den der VfL in der zweiten Saisonhälfte kultiviert hatte. Knorrwart David war der einzige Bochumer, der den Ball mit der linken Hand (mehr schlecht als recht) zu werfen vermochte, stand aber auf der eher torwurfarmen Seite des Kreises. Als Ausgleich haben andere Leute für solche Situationen ein Schweizer Taschenmesser, der VfL aktiviert den Bochumer Taschenfischer. Altmeister und Dampfplauderer Rob Fischer war mit der Erfahrung von 67,35 Jahren Handball erneut mit von der Partie und brachte direkt die nötige Galligkeit in das bis dahin etwas zu entspannte Warmmachprogramm. Moritz Fiege gegen Stauder, VfL gegen VfL – los ging es in den letzten Tanz der Saison.

In dem gibt der richtige VfL, der aus der schönsten Stadt im Ruhrgebiet, erst einmal klar den Takt vor. Gerade Springfloh Leo zeigt sich spielfreudig, markiert drei der ersten fünf Bochumer Treffer und ballert seine Farben zu einer frühen 5:2-Führung. Bereits in den ersten zehn Minuten zeigt sich, dass das erneut im schicken dunkelblauen Zwirn aufgelaufenen Bochumer bestimmen, wie die Partie läuft. Bei voller Power hat Gladbeck wenig entgegenzusetzen, aber lässt der VfL nach, kommen auch die Gäste im Angriff zu zu einfachen Toren. Gerade der für insgesamt 12 Tore gute Halblinke erzielt vier der ersten fünf Gladbecker Tore, bevor eine Umstellung zu einer 6:0-Deckung die Abwehr an den entscheidenden Stellen verdichtet. Beim 9:6 und 11:8 sind es schon drei Tore Abstand, die über 13:10 und 15:12 auch Bestand haben. Die erste Halbzeit deutet also schon an, was die zweiten 30 Minuten bestätigen werden.  Muss der Gast seine Angriffe jenseits der gestrichelten Linie, die gleichbedeutend mit einem Stoppschild ist, spielen, werden die Bälle Beute der gierigen Griffel von Abwehr und Schnapper. Ohne körperliche Gegenwehr schlagen Abschlüsse zwischen sieben und acht Metern aber auch gerne mal im Tor ein. Vier Minuten vor Ende schaltet Bochum beim 17:15 noch einmal den Turbo ein, trifft dreimal in Serie und geht mit einem 20:15 in die Kabine.

In den leicht muffigen Umkleiden im Kabinentrakt ist ein schnelles Zwischenfazit nicht weit – der VfL aus Bochum bestimmt das Spiel, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten. Daher heißt es nochmal 30 Minuten Vollgas geben, um das Saisonende gebührend einzuleiten.

In den zweiten 30 Minuten klappt das nur auf der einen Seite des Platzes. Die Gastgeber kommen zwar mit ordentlich Dampf aus der Kabine und erhöhen durch Patrick Heyer und Matthias Plewnia auf 22:15, aber dann schleicht sich doch der Schlendrian ein. 22:16, 23:18, 24:20. Auf vier Tore kommen die Gäste durch zu leichte Abschlüsse gegen den in der zweiten Halbzeit unglücklicher agierenden Bochumer Schnapper heran, näher aber auch nicht. In den wichtigen Phasen kann das Heimteam mit der Traumkombination Paul Ruppersberger, Rob Fischer und Lars Sikorski nicht nur graue Haare und knackende Knochen, sondern auch über 100 Jahre geballte Handballerfahrung von der Bank bringen. Das Spiel plätschert in der zweiten Halbzeit flott, aber ohne große Spannung daher, größter Aufreger ist das 30. Tor, was der baldige Berlinflüchtling Julius Kirschner zur Freude seiner Mannschaftskollegen in den Maschen versenkt. Von 36:29 in der 53. Minute kommt Gladbeck noch einmal auf 36:33 heran, eine der an dem Tag selteneren Torwartparaden setzt der Aufholjagd aber ein schnelles Ende. Den letzten Treffer der Saison beschert dem VfL aus Bochum der Wart aller Warte, Max Birkemeier. Am Ende bleiben die zwei Punkte im Lohring, mit 38:33 wirft die Stroop-Sieben zum Saisonende noch die meisten Tore und feiert den zweithöchsten Saisonsieg. Fiege schlägt also Stauder, VfL schlägt VfL.

Zack, da ist es vorbei. 30 Saisonspiele, 16 Punkte und der Gang in die Kreisklasse bleiben als nüchterne Bilanz einer langen und aufreibenden Kreisligasaison. Es steht unterm Strich die mannschaftliche Geschlossenheit im Mittelpunkt, mit der sich die Bochumer durch die Irrungen und Wirrungen einer verletzungsreichen Spielzeit manövriert haben. Im letzten Spiel kann sich noch einmal jeder Feldspieler in der Torschützenliste eintragen. Für alle jene, die Trainingseinheiten mit fünf Spielern in einer quasi leeren Halle vor einigen Jahren noch mitgemacht haben, sind zwölf bewegungswillige Ballermänner, die eigentlich immer in der EKS rumlungern, ein großer Schritt in die richtige Richtung. Darauf kann und muss der VfL in der nächsten Saison aufbauen. Es bleibt aber auch zu mahnen, dass mangelnde Trainingsbeteiligung und fehlende Eingespieltheit durch immer wechselnde Akteure oft den wichtigen Spielfluss als eher müde plätschernden Bach hat aussehen lassen. Trotz allem – als krönender Abschluss hieß es im warmen Schein der Frühsommersonne erst noch gemeinschaftlich Versacken vor der Halle, bevor über einen Umweg zum Griechen des Vertrauens und ouzogestärkt erst die Bochumer Kneipen und dann mit ein paar Tagen Abstand die bekanntlich ruhigen und gesitteten Strände Mallorcas unsicher gemacht wurden.

Der Spruch des Tages kommt von Abwehrbollwerk und Steine-am-Tor-vorbei-Klopper Patrick zum bewegungsbehinderten Bewegungsbehinderer Ben, der für seine Mannschaftskameraden Malle schonmal vorprogrammiert: Besser ekelhaft als Einzelhaft.

Spieler des Spiels wurde Rückraumkanone Julius, der neben sechs Hütten und dem 30. Tor auch entscheidet, dass das Ego der Bochumer 40 Tore nicht vertragen würde und aus Herzensgüte mehrere klare Chancen in den letzten Minuten Richtung Hallendecke versägt. Die eigentlich fällige Kiste zur Verweigerung des 40. Tores wurde ihm durch den Mannschaftskreis allerdings erlassen.

Für den VfL die Saison mit einem Sieg abgeschlossen haben: David Knorr (TW), Jannik Kocian (1), Julius Kirschner (6/1), Lars Sikorski (5/3), Leo Hardam (7), Patrick Heyer (5), Paul Ruppersberger (1), Torben Aspöck (1), Max Birkemeier (3), Gian-Luca Nunes-Vetra (1), Matthias Plewnia (6), Rob Fischer (1), Sebastian Knihs (1).

Der VfL bedankt sich bei allen Unterstützern, der Chronist bei allen geneigten Lesern mit einem kräftigen Glückauf und einem herben Fiege Pils.

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