Unsere Hauptsponsoren
Spielberichte 1. Herren

Vier Kreisläufer für einen Sieg

Westfalia Welper 2 – VfL Bochum 24:26 (13:17)

Für Fixe: Der VfL gewinnt nach starker Deckung ersatzgeschwächt in Welper, weil er in den entscheidenden Minuten weniger Fehler macht.

Mal wieder ein verregneter Sonntagabend, dieses Mal in Welper. Die Halle an der Marxstraße ist bekanntes Geläuf für den VfL zum Rückrundenauftakt in der Kreisliga, hatte die Mannschaft in den letzten Jahren hier doch so manche Schlacht geschlagen. Die in der Vorwoche mit dem Sieg in Gladbeck erfolgreich zu Ende gebrachte Hinrunde war erst von personellen Problemen und ungewohnt hoher Belastung charakterisiert, bevor eine Reihe knapper Niederlagen die Bochumer im Tabellenkeller festhielt. Trotzdem ist die Liga gerade unten drin eng zusammen, was den Recken von Trainer Stroop ein „Vier-Punkte-Spiel“, also einen echten Pflichtsieg bescherte, der dringend notwendig war, um den Schwung aus dem letzten Spiel mitzunehmen und den Kontakt weiter nach oben nicht abreißen zu lassen. Als besonders pikantes Sößchen auf der Dönnighauser Currywurst würde ein Auswärtserfolg die Gäste auch tabellarisch vor die Gastgeber spülen. Im ersten Saisonspiel vor Monaten hatte ein spielfreudiger und beweglicher VfL Westfalia noch klar geschlagen, doch die letzten Welperaner Ergebnisse inklusive eines sehr deutlichen Sieges gegen Wanne unter der Woche deuteten bereits an, dass heute ein anderes Spiel anstand. Bochum muss mit den verletzten Patrick Heyer und Leo Hardam sowie dem im sonnigen Urlaub weilenden Julius Kirschner auf insgesamt 152 eingenetzte Harzpillen schwere Wurfgewalt verzichten, will dies aber mit einer umso massiveren Deckung kompensieren. Dafür stehen insgesamt vier! Etatmäßige Kreisläufer für den Mittelblock bereit. Zudem sind mit Pascal „Piwi“ Pemöller und Liam Bartlett Handballerfahrung und jugendliche Dynamik aus der „Zweiten“ eingekauft werden. Die Optionen für das Trainerteam waren da, raus aus der grauen Theorie und rein ins Spiel.

Auf der Platte sehen die zahlreichen und lautstarken Heimfans einen nervösen Beginn, beide Mannschaften kommen mit der heute besonders vom Harztopf geküssten Pille nicht richtig zurecht. Nach technischen Fehlern auf beiden Seiten eröffnet Flemming den Torreigen für den VfL. Einen Siebenmeter und zwei Würfe, die sich knapp an Fabis breitem Kreuz vorbei in die kurze Ecke mogeln später stellt Welper aber ungerührt auf 3:1. Dass diese Führung nicht hält, liegt an zwei Zeitstrafen, die die sehr genau, aber ebenso konsequent pfeifenden Schiedsrichter an die in schwarz spielenden Gastgeber verteilen. Die sich jetzt bietenden Räume nutzt der in orange Leibchen geschlüpfte Gast zum 4:4, bevor sich das erwartete Spiel auf Augenhöhe entspannt. Die sonst starke Deckung des VfL verschiebt nicht genug zur Ballseite und zeigt leichte Mängel im Umschaltspiel, was ebenfalls zu Zeitstrafen führt. In dieser Unterzahl hält Chefstratege Alex Cousen von Linksaußen seine Farben im Spiel, trifft einmal sogar mit einem derart formvollendeten Dreher, dass dem im Krankenbett weilenden Leo Hardam vor Glück ein kleines Tränchen aus dem Augenwinkel kullert. Das 8:8 der Welperaner nach 15 Minuten spült für den heute glücklosen Fabi Gohl den wieder genesenen David Knorr zwischen die Pfosten, der zum Einstand dem Linksaußen den ersten Wurf abkauft und von der Deckung gewohnt lautstark mehr Einsatz einfordert. Diesen Einsatzbefehl nimmt der Spezialist für Bewegungsbeschränkung Ben wörtlich und daher auch umgehend unfreiwillig auf der Bank Platz. Trotzdem kommt jetzt die stärkste Phase der Gäste. Beim 9:9 ist Welper noch gleichauf, dann finden die Gastgeber immer weniger Lösungen im Angriff. Die von einer verbesserten Deckung erzwungenen Würfe aus dem Rückraum sind jetzt sichere Beute des Torwarts, vorne geht es Schlag auf Schlag. Eine genommene Auszeit unterbricht den Lauf der Bochumer nur kurz, spielfreudig und variabel sezieren sie jetzt die Abwehr, binden sowohl Außen als auch Kreisläufer klug ein. Beim 10:15 hat sich der VfL ein wenig Atemluft herausgeschossen, in die Pause geht es mit 13:17.

In der Kabine, im Kreis der eingeschworenen Bande wird beschworen, dass nur die eigene Leistung entscheidend ist. Bringt der VfL seine Klasse zum Tragen, gibt es zwei Punkte. So einfach ist Handball.

Aus der Pause starten aber beide Mannschaften wie zu Beginn der Partie überhastet. Liam Bartlett kann noch zum 13:18 treffen, dann reißen die Schnapper auf beiden Seiten das Spiel an sich. Egal ob ein gehaltener Strafwurf von David Knorr auf Seiten des VfL oder zwei in Folge parierte freie Würfe von Thimo Wanders im Kasten von Westfalia, ganze acht Minuten gelingt keiner Mannschaft ein Treffer. Dann wechselt der Gastgeber durch und bringt frischen Schwung, Bochum kann das hohe Niveau der ersten Halbzeit nicht halten. Bis zur 50. Minute robbt sich Welper Tor um Tor heran, gerade der Halbrechte netzt in drei Minuten drei Mal. Beim 21:21 nach 50 Minuten werden die Karten neu gemischt, eine Auszeit der Gäste soll wieder mehr Rhythmus ins Spiel bringen. Das geht erstmal schief, der Ball geht verloren und gegen eine noch ungeordnete Deckung kann der Gastgeber sein einziges Kreisläufertor des Abends erzielen. Die Führung hat nicht lange Bestand, trotz der vielen Zeitstrafen in Halbzeit Zwei behält Matthias Plewnia aus der Ecke einen kühlen Kopf und bringt das schönste Blau der Welt wieder in Führung. 23:23, 24:24, das Spiel bleibt auf Messers Schneide. Ein Ballverlust und eine Zeitstrafe für den gerade erwähnten Matthias kann Welper erneut nicht nutzen, der Rückraumwurf wird wieder Beute des Schnappers. Vorne tankt sich Pascal Pemöller mit all seiner Piwi-Power durch eine Lücke in der Abwehr und setzt die Pille zum 24:25 in die Maschen. Eine Sirene ertönt, Auszeit Welper. 212 Sekunden stehen noch auf der Uhr in einem packenden Spiel. 212 Sekunden, in denen Bochum das Spiel noch aus der Hand geben kann. 212 Sekunden, in denen das Bochumer Prunkstück dafür sorgen wird, dass zwei Punkte den Weg aus Hattingen antreten. Nach der Auszeit kassiert der VfL zuerst eine weitere Zeitstrafe, dadurch wird die Brust der Abwehrspieler aber noch breiter. Welper will das Spiel breit machen, der Pass von der Mitte nach Rechtsaußen landet in der Bande, Ballbesitz VfL. Frei nach dem Skatmotto „Was einmal klappt, klappt auch zweimal“ ist es wieder Piwi, der 36 Sekunden vor Ende mit dem 24:26 eigentlich den Deckel draufmacht. Co-Trainer Lars Sikorski sieht für ein Foul direkt nach Anwurf noch die letzte Zeitstrafe, aber auch der Risikopass der Welperaner landet deckungsgleich zum vorherigen im Aus. Die letzten 20 Sekunden spielt der VfL routiniert gegen eine offene Deckung herunter, nach der Schlusssirene macht sich Jubel breit. Bochum schlägt Welper in eigener Halle mit 24:26.

Damit sind zwei wichtige Punkte aus Welper entführt und mit dem zweiten Auswärtssieg in Folge ist ein guter Start in die Rückrunde gelungen. Die Mannschaft präsentiert sich als genau das – eine Mannschaft. Heute springt jeder für jeden in die Bresche. Egal ob David statt Fabi, Flemming oder Alex mit jeweils 5 Buden oder der Knihser mit einer starken Leistung in der Deckungsmitte. Die Grundtugenden bringt die Mannschaft auf die Platte und auch nach einer starken ersten Halbzeit nimmt sie den Kampf in der zweiten Halbzeit bedingungslos an. Bei 24 Gegentoren wurde das Spiel – wie so viele diese Saison – in der Deckung gewonnen. Passend zu einem solchen Schweinespiel suhlt sich die durch die Großzügigkeit der Stadt Hattingen ungeduschte Meute danach noch vor der Halle im eigenen Glanz. Unter der Woche heißt es wie so oft, gut zu trainieren, bevor am nächsten Samstag Schalke der Gast im Lohring ist.

Der Spruch des Tages kommt schon vor dem Spiel von Knorrwart David: Welper hat schon Trauerflor an, weil die das Spiel verlieren.

Spieler des Spiels wird Alex, der nicht nur fünf wichtige Tore von außen erzielt, sondern am Ende auch die spielentscheidenden Fehler mit provoziert.

Für den VfL in Welper gewonnen haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (5/5), Alex Cousen (5), Gian-Luca Nunes Vetra, Pascal Pemöller (4), Paul Ruppersberger, Flemming Hensen (5), Matthias Plewnia (2), Torben Aspöck (1), Liam Bartlett (1), Benjamin Richert (1), Niklas Willrodt, Lars Sikorski (2), Sebastian Knihs (1).

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert