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Spielberichte 1. Herren

Süßer die Tore nie fallen

Tus Hattingen 3 – VfL Bochum 38:34 (19:16)

Für Fixe: Der VfL kann im letzten Ligaspiel des Jahres das Tempo hochhalten, verliert am Ende wegen der eigenen Fehler aber knapp gegen starke und erfahrene Hattinger.

Mitte Dezember, es bibbert und friert, doch hinter das 17. Törchen im Adventskalender hatte sich zwischen Vorfreude auf das handballerische Alternativprogram mit Weihnachtsessen und Weihnachtsmarkt und der Sorge über den Gefrierpunkt von Moritz Fiege auch das 13. Saisonspiel der Kreisliga geschlichen. Zur passenden Zeit für ein Mittagsschläfchen zöckelt der Tross des VfL durch die Winterwunderlandschaft des Ruhrtals nach Hattingen, wo mit der Drittvertretung des TuS erneut ein dicker Brocken wartet. Hattingen ist eine sehr erfahrene Truppe, die aus einer starken Deckung aufbauend in Kleingruppen faktisch immer die richtige Lösung parat hat. Tabellarisch war die Sache klar. Während der VfL immer noch den personellen Problemen der vergangenen Monate Tribut zollen muss, hat sich der TuS im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Mut macht neben der vollen Bank allerdings auch die gute Leistung in den letzten Spielen gegen Wattenscheid und den BHC, die gerade im Derby der Vorwoche besser war als das Ergebnis. Der TuS hatte im letzten Spiel der vergangenen Saison die Bochumer noch mit zwölf Toren Unterschied im Gepäck auf die Heimreise geschickt und gerade aus dem Rückraum die Deckung auf eine harte Probe gestellt. Dieses Mal sollte es für die Gastmannschaft aber anders laufen. Personell gut aufgestellt wollte man der etwas in die Jahre gekommenen Mannschaft der Gastgeber über hohes Tempo und eine bewegliche Deckung den Zahn ziehen. Vor dem Anpfiff ziehen beide Teams erstmal die Boxhandschuhe nochmal fest, rücken den Helm zurecht und dann geht’s los – volles Karacho, offenes Visier, Hochgeschwindigkeitshandball vor der Besinnlichkeitspause.

Bochum kann den ersten Punch setzen, geht mit 1:0 in Führung und wird hinten für die leicht zu passive Deckung direkt bestraft. Über 2:2, 4:3 und 8:7 für die Gastgeber entwickelt sich ein enges Spiel, in dem der VfL dranbleiben kann, solange er das Tempo hochhält. Im gebundenen Angriff unterläuft der Mannschaft von Trainer Stroop zu häufig ein Fehler, den Hattingen sofort gnadenlos bestraft. Über 11:8 ballert besonders der Rückraum einen 17:11-Vorsprung von sechs Toren heraus. Schaltet die Deckung in einer 6-0 eine Sekunde ab, hebelt die Erfahrung des TuS sofort die blaue Wand aus und nutzt die entstehenden Lücken gnadenlos. Nach knapp zwanzig Minuten malocht sich die Gastmannschaft aber wieder heran. Die Umstellung auf eine 5-1-Deckung schränkt die Kreise des spielstarken Mittelmanns ein und Schnapper David Knorr für den heute zu oft allein gelassenen Fabi Gohl kann sich mit ersten Paraden auszeichnen. Durch schnelle Beine und schnelle Bälle verkürzt Bochum die Lücke von sechs auf drei Tore und geht mit einem 19:16 in Sichtweite in die Kabine.

In der Pause ist es wieder da – das Grosche-Theorem. Gerade Spiele wie dieses hier gewinnt man in den letzten 15 Minuten, nicht den ersten 45. Dafür muss aber das Gaspedal wirklich 30 Minuten an der Ölwanne festgeschraubt werden. Personell kann und muss der VfL rennen, rennen, rennen.

Aus der Kabine kommt die Mannschaft fest entschlossen, das Tempo hochzuhalten. Über 19:17 und 21:19 kommen die Recken in Blau immer wieder heran, verspielen aber die Chance, den Anschlusstreffer zu erzielen. Das hohe Risiko in der Vorwärtsbewegung führt unvermeidlich zu Fehlern, die Hattingen durchatmen lassen. Auch spielen die Gastgeber ihre Angriffe clever und sehr lange aus, können also im eigenen Ballbesitz immer wieder Kraft tanken. Gute Abwehraktionen des VfL stehen wenige Sekunden gegenüber, in denen die Konzentration nachlässt und die Hattingen gnadenlos ausnutzt. Beim 25:22 sind es drei, beim 230:26 vier Gegentore und als nach 49 Minuten Hattingen mit fünf Toren Vorsprung auf 32:27 stellt, fliegt die grüne Timeoutkarte von Trainer Stroop auf den Zeitnehmertisch. Über zwanzig gespielte Minuten ist das Tempo langsam eingeschlafen, mehr schneller Handball ist notwendig, um dieses Spiel noch zu drehen. Bochum ist wieder wachgerüttelt, laut und präsent, kann mit schnellen drei Toren beim 32:30 wieder auf Schlagdistanz verkürzen, kassiert dann aber durch eine schnelle Mitte und ein starkes Kreisanspiel der Gastgeber zwei zu einfache Gegentore. Die letzten 300 Sekunden im Spiel sind von Risiko bestimmt. Der Ball wechselt häufig den Träger, die Stroop-Sieben findet schnelle und gute Lösungen im Angriff, aber in der Deckung fehlen jetzt die richtigen Akzente. Ein knapp nicht angefangener Ball, Würfe, an denen der Torwart die Finger hat und am Ende ist beim 36:32 zwei Minuten vor Schluss der Drops gelutscht. Am Ende verliert der VfL mit 38:34 und reist ohne Punkte nach Hause.  

Ein Schicksal gewinnt an Tragik, wenn es sich wiederholt. Die Niederlage markiert schon das vierte Spiel diese Saison, in dem sich VfL für eine gute Leistung nicht belohnt, sondern in entscheidenden Situationen enthusiastisch in den eigenen Fuß schießt. Die abgewichste Truppe aus Hattingen mit 292.351.835 Spielen Erfahrung bestraft konsequent die Fehler, die den Recken aus Bochum noch zu oft unterlaufen. Der TuS nimmt sich im Spiel Auszeiten, wenn er gelassen wird, macht aber auch im richtigen Moment Tempo. Damit holt Bochum aus diesen „Optionalspielen“, in denen man durch mal ein Pünktchen holen kann, keinen Punkt. Mit Blick auf die Tabelle wären zwei oder drei von denen allerdings runtergegangen wie Öl. Die offensive Leistung und das Tempospiel waren besser, die Deckung gegen einen schwer zu spielenden Gegner schwächer als in der Vorwoche. Zum Abschluss der Rückrunde warten nach der Weihnachtspunkte gegen Recklinghausen und in Gladbeck noch zwei immens wichtige Spiele. Bis dahin wünscht der VfL allen Lesern eine gesegnete und ruhige Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins nächste Jahr.

Der Spruch des Tages kommt von Altmeister Paul, der den körperlichen Zustand von Geburtstagstrainer Sikorski pointiert zusammenfasst: Typisch Kadaverlars.

Spieler des Spiels wird Julius, der für eine bärenstarke Leistung von Gönnjamin Richert mit einer prall gefüllten Spaßtüte belohnt wird.

Für den VfL die großen Kanonen mit nach Hattingen gebracht haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (3/1), Patrick Heyer (7), Alex Cousen (4), Lars Sikorski (2), Paul Ruppersberger, Matthias Plewnia (2), Torben Aspöck (3), Leo Hardam (5), Gian-Luca Nunes-Vetra, Benjamin Richert (1), Niklas Willrodt (2), Julius Kirschner (5).

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