SuS Olfen – VfL Bochum 18:23 (10:12)
Für Fixe: Der VfL Bochum betrauert seinen langjährigen Präsidenten Fritz Hüttebräuker. Sportlich siegt der VfL in Olfen in einem zähen Spiel klar, aber bleibt unter seinen Möglichkeiten.
Die traurige Wirklichkeit des Lebens hatte dafür gesorgt, dass die Handballer des VfL ihren Präsidenten Fritz betrauern mussten. Das Beileid und Mitgefühl gilt besonders der Familie. Die neben einer solchen Nachricht verblassenden Herausforderungen einer zähen Corona-Saison erschwerten der Mannschaft um Trainer Fischer die Vorbereitung auf das drittletzte Saisonspiel in Olfen zusätzlich. Nach einem Monat Pause und einigen ausgefallenen Trainingseinheiten hieß es endlich Teststäbchen an die Hinterseite des Schädels und los auf die weiteste Auswärtsfahrt des Jahres. Nach schlappen 50 km ragte aus der dörflichen Olfener Idylle die Silhouette des Holztempels. Vor Jahren war die Fischersieben hier zwar böse auf die Nase gefallen, hatte aber das Hinspiel noch deutlich gewonnen. Gewarnt waren die Bochumer Recken trotzdem, hatte man doch die Tendenz, sich dem Spiel des Gegners anzupassen. Mit Fans im Rücken und dem ein oder anderen spontan einsatzbereiten Spieler würde der Gastgeber unangenehm zu bespielen sein.
Bochum startet auf der Platte druckvoll, aber fehleranfällig. Nach dem 0:1 durch Alex Cousen unterlaufen drei technische Fehler und nur die gute Deckung mit einem stark beginnenden Torwart überzeugt. Über 3:4 und 4:8 wird der VfL stärker, kann sich insbesondere durch schnelle Gegenstöße von Außen Leo Hardam und einen treffsicheren Max Birkemeier vom Punkt absetzten. Immer wieder technische Fehler, überhastete Würfe und die fehlende Konsequenz in der Deckung erlauben Olfen zu viel Spiel über den Kreisläufer, was die Gastgeber beim 7:9 und 9:11 wieder in Schlagdistanz bringt. Das erste Tor des wieder auf die Brücke zurückgekehrten Kapitäns Jannik Kocian beruhigt die Gemüter, aber mit einer mickrigen Sekunde auf der Uhr murmelt der Olfener Außen ein frühzeitiges Osterei durch die Hosenträger des Bochumer Schnappers – 10:12 Pausenstand.
In der Kabine darf sich das Trainerteam auf die eigene Schulter klopfen. Es ist das vor der Partie prophezeite enge Spiel, weil der VfL aus seinen Möglichkeiten zu wenig macht. Die Abwehr ist engagiert, lässt sich aber immer wieder herauslocken und auch das Angriffsspiel ist am besten mit dem verfrühten Spruch des Tages beschrieben: Ihr seid hüftsteif wie beim ersten Mal – O-Ton Trainer Fischer.
Wieder auf der Platte pfeifen die Schiedsrichter eine kurios werdende zweite Halbzeit an. Um den Spruch des Tages aufzugreifen: Richtig Spaß macht dem VfL das Spiel, wenn es ordentlich und mit Schmackes in die Tiefe geht. Gegen druckvolles Angriffsspiel kann die Olfener Deckung gerade nach der berechtigten roten Karte gegen den Halblinken nichts ausrichten, eine sehr defensive 6:0- Abwehr und ein gut aufgelegter Fabi Gohl dahinter lassen den VfL ab der 45. Minute langsam Abstand gewinnen und am Ende mit 18:23 auch leistungsgerecht gewinnen. Das Kuriositätenkabinett lässt sich dennoch sehen. So hat Schnapper Fabi an jedem Siebenmeter die Finger, kann aber „nur“ einen parieren. Springfloh Leo bekommt eine Zeitstrafe für eine furchteinflößende Grimasse und die Zeitnehmer haben sich dem innovativen Konzept „Learning by doing“ verschrieben. Das Spiel läuft trotz harter Aktionen nicht aus dem Ruder und alle Kuriositäten lassen sich als Abenteuer in der Kreisliga zusammenfassen. Mit dem letzten Bochumer Treffer stellt Patrick Heyer von Halbrechts auf 18:23 und der VfL hat den Holztempel in Olfen um zwei verdiente Punkte erleichtert.
Mit dem Sieg machen die Bochumer auch rechnerisch den Klassenerhalt klar und können sich auf eine weitere Saison in der Kreisliga freuen. Spielerisch ist sicherlich Luft nach oben, aber gerade lange Pausen im Trainings- und Spielbetrieb sorgen nicht nur für Fehlpässe und Rückraumfackeln Richtung Hallendecke. Auch das über die Jahre fest zusammengewachsene Mannschaftsgefüge wird auf die Probe gestellt. Aber der VfL wäre nicht der VfL, wenn man nicht mit erhobenem Kopf in das letzte Heimspiel der Saison gegen Castrop geht. Auch da haben die Bochumer noch eine Rechnung offen, die es zu begleichen gilt.
Spieler des Spiels wird Torwart Fabi, der in der zweiten Halbzeit maßgeblichen Anteil daran hat, Olfen zu distanzieren.
Für den VfL auf der Platte standen: David Peters (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (6/4), Patrick Heyer (4), Moritz Wetzel (2), Jannik Kocian (3), Alex Cousen (2), Torben Aspöck, Leo Hardam (5), Benjamin Richert, Niklas Willrodt, Julius Kirschner (1).