VfL Bochum – Waltroper HV 17:25 (8:12)
Für Fixe: Der Tabellenzweite aus Waltrop ist für einen angeschlagenen VfL (noch) eine Nummer zu groß und verliert nach vier Spielen ohne Niederlage auch in der Höhe verdient.
Donnerstagabend, der VfL-Tross setzt sich unter der Ägide von David „Bomber“ Stroop im Nachholspiel zur Heimhalle in Bewegung, nur dass diese durch den Heimrechttausch in der Vorweihnachtszeit dieses Mal am Sportzentrum Nord in Waltrop steht. Dort steht das Rückspiel gegen den Tabellenzweiten an, in dem der VfL beweisen will, dass die hohe Niederlage aus dem Hinspiel nicht leistungsgerecht war und die sportliche Entwicklung der Saison sich auch auf der Platte zeigt. Auf dem Spielberichtsbogen stehen zwar die glorreichen Elf, aber beim Warmlaufen zeigen sich wie befürchtet schon einige kleinere Verletzungen und Probleme. Tempohandball ist heute also nicht drin, die Marschroute Altherrenhandball wird vorgegeben.
Ins Spiel kommt das Heimteam gut, kann vorne aus langen Angriffen nach Lösungen suchen und stellt eine sehr gute Deckung vor einem gut startenden Schnapper. Bis zum 6:6 durch Julius Kirschner in der 13. Minute ist es ein Spiel auf absoluter Augenhöhe, in dem Waltrop die besseren Wurfchancen herausspielt, diese aber nicht konsequent nutzt. Dann schleicht sich bei Bochum langsam der Fehlerteufel ein, gerade weite Pässe von Halb zu Halb resultieren gegen die bewegliche 5:1 der Gäste zu oft in Ballverlusten. Über schnelles Gegenstoßspiel stellt Waltrop auf 6:10 und setzt sich erstmals auf vier Tore ab. Diesen Abstand kann der VfL halten, fängt sich wieder und geht durch einen verwandelten Strafwurf von Leo Hardam mit 8:12 in die Pause.
In der Kabine merkt der Coach an, dass außerhalb der technischen Fehler kein erkennbares Leistungsgefälle besteht. Fehler abstellen, mit breiter Brust und guter Moral auf die Platte gehen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zieht Waltrop die Daumenschrauben aber an und zeigt, warum sie zurecht oben in der Tabelle stehen. In elf Minuten gelingt den jetzt passsichereren, aber abschlussschwächeren Bochumern nur ein Tor und schmerzhafte Erinnerungen an die Drei-Tore-Halbzeit aus dem Hinspiel werden wach. Dann berappeln sich die Recken in Dunkelblau, aus dem 11:19 wird angetrieben durch eine starke Torwartleistung von Fabi Gohl ein 14:19 und als in der 51. Minute der Mittelmann der Gäste mit der dritten Zeitstrafe das Feld verlässt, glimmt ein zartes Pflänzchen Hoffnung auf. Zwei verworfene Siebenmeter nacheinander später steht es 14:21 und beim 14:23 in der 56. Minute ist das faktisch schon länger entschiedene Spiel endgültig gegessen. In den letzten Minuten plätschert die Partie vor sich hin, Rückkehrer Paul Ruppersberger sorgt mit dem Treffer zum 17:24 noch für Jubelstürme auf der Bochumer Bank. Erwähnenswert ist noch die taktische Meisterleistung des Waltroper Trainers, der erst durch eine geniale Auszeit 94 Sekunden vor dem Ende den Acht-Tore-Vorsprung in einen Sieg verwandeln kann. Am Ende steht ein auch in der Höhe verdientes 17:25 auf der Anzeigetafel, die ungeschlagene Serie des VfL ist gerissen.
Es gibt diese Momente im Amateurhandball wie in jedem anderen Breitensporten, bei denen man Donnerstagsabends um 23:15 nach einer viel zu langen Rückfahrt die Wohnungstür aufschließt und sich kurz fragt: Warum tue ich mir die Scheiße eigentlich an? Das Spiel kann trotz einer ansprechenden Leistung keine hinreichende Antwort geben, gibt es spielerisch doch wenig zu bemängeln. Das Geheimnis steckt also an anderer Stelle, nämlich in der Mannschaft. Über die letzten Jahre ist beim VfL trotz zahlreicher Abgänge und Zugänge eine wirkliche Mannschaft zusammengewachsen, deren Teamgeist in den Feuern dieser Kreisligasaison mit knappen und spannenden Spielen noch weiter gehärtet wurde. Besonders deutlich wird der Zusammenhalt in schwierigen Situationen, in denen einer für den anderen einsteht und Anfeuerungsrufe und Aufmunterung für die Mitspieler die Regel statt der Ausnahme sind. Es kann also nicht überraschen, dass Bochum den besten Handball spielt, wenn jeder für den Erfolg des Nebenmannes ackert. Dass eine solch famose Truppe neben den fast schon notwendigen Frotzeleien auch beim isotonischen Kaltgetränk der Brauerei Moritz Fiege und den Ritualen nach und neben den Spielen funktioniert, ist nur die Kirsche auf der handballerischen Sahnetorte. Jungs, der ohnehin schon allergeilste Sport der Welt macht so mal so richtig Bock! Der VfL reist nach einem spielfreien Wochenende zum Abschluss des Januars nach Hattingen, wo beim Tabellenzweiten noch einmal befreit aufgespielt werden kann.
Der Spruch des Tages kommt von Schnapper Fabi, der mit der ganzen Weisheit seiner 20 und ein paar gequetschten Jahre konstatiert: Wenne mit 30 verlierst, verlierste mit 30. Wir alle sind ihm für diese erhellenden Worte dankbar.
Fabi wird auch Spieler des Spiels, scheint ihm doch (wie im Hinspiel) die Halle in Waltrop einfach zu liegen.
Für den VfL die Reise nach Waltrop auf sich genommen haben: David Peters (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (1), Patrick Heyer (3), Moritz Wetzel, Lars Sikorski, Paul Ruppersberger (1), Alex Neumann (3), Torben Aspöck, Leo Hardam (7/2), Julius Kirschner (2).