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Allgemein,  Spielberichte 1. Herren

Ein verregneter Abend in Castrop

HSG Rauxel-Schwerin 2 – VfL Bochum 23:23 (10:11)

Für Fixe: Der VfL holt einen Punkt in Rauxel, muss den bitteren Ausgleich aber durch einen Strafwurf nach Ablauf der Zeit hinnehmen.

Unschöne Chronistenpflicht ist es, auch über die hässlichen Kampfspiele zu berichten. Eben über jene Spiele, die von den Voraussetzungen, Spielverläufen oder Ergebnissen gerade nicht zur Legendenbildung einer Mannschaft beitragen wie fingernägelkauend knappe Siege oder euphorische Schützenfeste. Ein solches Kampfspiel bahnte sich für die Mannen des VfL Bochum nach erneuter Pause von einigen Wochen Ende November an einem regnerischen Samstagabend in Rauxel an. Eine ordentliche Verletztenmisere hatte die Bank der Bochumer ordentlich ausgedünnt, so dass dort neben Trainer David „Bomber“ Stroop lediglich zwei weitere Feldspieler Platz nahmen. Rauxel hatte nach einiger Verwirrung um eine potentielle Spielverlegung vom Vorabend urplötzlich doch elf Spieler aufgetrieben, so dass zumindest dort beide Mannschaften auf Augenhöhe waren. Ein ungemütlicher Abend mit unschöner Anwurfzeit, eine rutschige Halle und ein absolut harzfreier Ball – alles ist angerichtet für ein Spiel, in dem die Bochumer sich beweisen können.

In die Partie startet der VfL vom Anwurf weg mit dem ersten technischen Fehler, dem ersten gehaltenen Gegenstoß und dem ersten Saisontor von Abwehrbollwerk Patrick Heyer sehr durchwachsen. Die ersten zehn Minuten bewahrheitet sich das, was sich im Vorfeld angebahnt hatte. Rauxel wird im Angriff den Bochumern nie so richtig gefährlich, aber die blaue Wand kommt trotzdem noch nicht in den Bollwerkmodus. Oft fehlt die letzte Konsequenz. Vorne ist die Bomber-Staffel häufig Opfer von Unkonzentriertheiten und technischen Fehlern, so dass das 4:5 durch Jannis Frank in der zehnten Minute endlich überfällige dolle fünf Minuten einleitet. Vorne zwei Tore durch den Kreis, hinten ein parierter Siebenmeter und nach einer Viertelstunde scheint das Spiel beim 4:7 in ruhigeres Fahrwasser zu schippern. Leider berappelt sich Rauxel nach einer Auszeit, nutzt die Lücken der Bochumer Deckung besser aus und ist beim 8:7 sogar vorne. Bis zur Pause bleibt das Spiel eng, lediglich ein krachend verwandelter Gegenstoß von Linksaußen Leo Hardam kurz vor dem Halbzeitpfiff sorgt für die knappe, aber verdiente 10:11-Führung der Gäste.

In der Pause herrscht allgemeine Unzufriedenheit. Jedem im Team ist klar, dass die Rumpftruppe keineswegs an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit geht. In der zweiten Halbzeit wird es – ähnlich wie es der TuS aus Hattingen im letzten Spiel den Bochumern vorgeführt hat – darum gehen, als Mannschaft den eigenen Stiefel runterzuspielen und zwei Punkte mitzunehmen.

Aus der Pause kommt der Gast mit eiserner Entschlossenheit, zieht vorne druckvoll auf die Lücken und zwingt in der Abwehr Rauxel zu schlechten Würfen. Über 11:14 setzt sich der VfL auf 12:17 ab und setzt ein richtiges Ausrufezeichen. Das Feuerwerk entpuppt sich aber schon bald als Strohfeuer, der notwendige Einsatz fehlt jetzt wieder. Zudem pfeifen die Schiedsrichter eine etwas eigenwillige und großzügige Linie, die die Gastgeber cleverer ausnutzen. Insgesamt acht Zeitstrafen gegen die Bochumer, davon sieben in der zweiten Hälfte, sprechen eine klare Sprache – dem gegenüber stehen lediglich drei Strafen gegen Rauxel. 14:17, 16:18, 19:20 – die Luft wird dünner. Knapp zehn Minuten vor Ende gleicht das Heimteam aus und leitet damit nicht sehr hochklassige, aber spannende Schlussminuten ein, in denen sich zuerst die Torhüter auszeichnen können. Auf beiden Seiten klingelt es selten im Kasten, die Bochumer kassieren starke sieben Minuten gar kein Tor, machen dafür aber auch nur eine einsame Bude. Vier Minuten vor dem Ende kommt der Knackpunkt des Spiels. Julius Kirschner, der bis dahin vor allem in der Deckung den halbrechten Knipser der Gastgeber gut im Griff hatte, kollidiert im Gegenstoß unglücklich mit seinem Gegenspieler und muss mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Gute Besserung, Julius! Zu allem Unglück kassiert Torben Aspöck für die dritte Zwei-Minuten-Strafe die rote Karte, Bochum muss also in die gut funktionierende blaue Wand zwei neue Steine einmauern. Vorne kracht es trotzdem, Jannis Frank erzielt das 20:22 drei Minuten vor Schluss. Hinten fehlt die klare Linie, ein Rückraumwurf und ein Abräumen der Rauxeler in Überzahl sorgen dafür, dass die Gäste im schmucken Dunkelblau beim 22:23 eine Minute vor Ende das Schicksal trotzdem in den eigenen Händen hält. Es kommt aber, wie es zu oft in solchen Spielen kommt. Vorne ein technischer Fehler, hinten zieht der dynamische Halbrechte noch einmal an und holt mit Ablauf der Zeit einen umstrittenen Siebenmeter heraus. Um es der geographischen Lage gerecht werden zu lassen: Wat? Nun gut, also Showdown zum Ende. Wurf des Schützen rechts unten, Schnapper zwar dran, Ball trotzdem drin, Ausgleich, allgemeine Aufregung.

Als sich die Wogen der letzten Minuten, in denen vor allem der gegnerische Trainer offensichtlich ein anderes Spiel als die Bochumer gesehen hat, glätten, feiert Rauxel und Bochum muss sich über einen verlorenen Punkt ärgern. Auch wenn es hinreichend Gründe gibt, dieses Spiel nicht zu gewinnen, ist der Gastgeber aus Rauxel in der heutigen Verfassung doch eine Mannschaft, die der VfL in Normalform schlagen muss. Die Mannschaft hat sich aber dem Gegner angepasst und gezeigt, dass es wie auch gegen Hattingen im letzten Spiel (noch) nicht für konstante Erfolge reicht. Nicht der Wille und das Können scheinen den Bochumern einen Strich durch die Rechnung zu machen, sondern mangelnde Spielpraxis und dadurch fehlende Cleverness sorgen für Fehler in den entscheidenden Spielsituationen. Diese Fehler zerschießen der Mannschaft vom Trainerteam Fischer/ Stroop oft das solide Grundgerüst mit einer guten Deckung. Bochum beendet die Hinrunde durch die Verlegung des letzten Hinrundenspiels auf den 16.12. erst spät, steht aber mit Spielen gegen Waltrop am 11.12 und Ruhrbogen am 18.12. zum Jahresausklang vor einer Woche der Wahrheit. Bis dahin wünscht der VfL allen Lesern eine gesunde und besinnliche Vorweihnachtszeit.

Den Spruch des Tages liefert Trainer Stroop in der Pause: Auch Kackspiele muss man gewinnen. Hat Bochum leider nicht. Mund abputzen, weitermachen.

Spieler des Spiels wird  Alex „Magic Magic“ Cousen, der die Castroper Abwehr vor solche Probleme stellt, dass der gegnerische Trainer sich nur mit einem Satz zu helfen weiß: Den 7er müsst ihr doppeln, der ist zu gut für euch. Recht hat er, wenigstens darüber kann man nach einem Abend voller Kontroversen nicht geteilter Meinung sein.

 

Für den VfL gespielt haben: David Peters (TW), Julius Kirschner (2), Leo Hardam (8/2), Niklas Willrodt (4), Patrick Heyer (3), Jannis Frank (4), Torben Aspöck (1), Max Birkemeier (1), Alex Cousen.

 

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