VfL Bochum – TuS Hattingen 3 27:31 (15:16).
Für Fixe: Der VfL aus Bochum unterliegt dem Tabellenführer aus Hattingen knapp. In der entscheidenden Phase spielen die Gäste zu routiniert ihren Stiefel runter.
Nach dem Drama der letzten Sekunden im Spiel beim BHC – wir berichteten – empfing der VfL aus Bochum, bei dem das Trainergespann Fischer-Stroop wieder auf die Bank zurückgekehrt war, am 4. Spieltag der Kreisliga den ungeschlagenen Tabellenführer aus Hattingen. Die Gäste hatten in der bisherigen Saison vor allem ein Team aus alten Hasen auf die Platte geschickt, die sich auf einen überragenden Kanonier im linken Rückraum verlassen konnten. Der VfL strotzte durch 4:2 Punkte vor Selbstvertrauen und wollte durch schnelles Spiel zeigen, dass man oben mithalten kann. Die Ausgangslage war klar. Bei einem Sieg wäre man auch von den Punkten auf Augenhöhe, bei einer Niederlage müsste man erst einmal den Kontakt ganz nach oben abreißen lassen. Aus dem Mannschaftskreis hatten sich mit Moritz Wetzel, Lars Sikorski und Paul Ruppersberger zwar drei Spieler mit viel Erfahrung abgemeldet, aber die Bank bot dennoch genug Optionen. Genug der Vorrede, auf geht’s auf die Platte.
Da kann der VfL mit Leo Hadram den ersten Treffer landen, gerät aber schnell ins Hintertreffen. Der Halblinke der Gäste lädt zweimal durch, 1:2 Hattingen. Bereits in den ersten Minuten zeigt sich, dass der TuS in diesem Spiel konsequent seinen Stiefel herunterspielen wird. Bochum hält zwar dagegen, braucht aber etwas länger, um in die Spur zu kommen. Beim 6:9 sind es drei Tore Rückstand, der 11er des Gegners steht bei geschmeidigen acht Toren. Eine solche Wurfgewalt wird vom VfL direkt mit einem Alex-Cousen-förmigen Schatten honoriert. Einen Torwartwechsel später robbt sich das Heimteam langsam wieder heran und ist vom 9:10 in der 19. Minute bis zum 15:16 beim Pausenpfiff immer auf Tuchfühlung, ohne einmal ausgleichen zu können. Dazu spielt der Tabellenführer seine Routine gnadenlos aus und kann die Fischer-Sieben immer mit einem Tor auf Distanz halten.
Beim extra für Geburtstagskind Torbäm aufgebrühten Pausentee ist die Stimmung gespalten. Wirkliche Schwachstellen gibt es nicht aufzuarbeiten, aber die letzten 2-3 Prozentpunkte fehlen. Ohne diese letzte Konsequenz würde Hattingen das Spiel am Ende knapp, aber routiniert nach Hause fahren.
Aus der Kabine kommt der VfL daher mit angemessenem Druck auf dem Kessel, kann hinten einen wichtigen Ball erkämpfen und innerhalb von drei Minuten auf 17:16 stellen. Trotz einer Zwei-Tore-Führung für Bochum beim 19:17 vergibt die Mannschaft durch technische Fehler und Fehlwürfe die Chance, sich auf drei Tore abzusetzen. Bis zur 52. Minute wogt das Spiel hin und her, ohne dass sich eine der Mannschaften einen Vorteil erspielen kann. Über 20:20 und 22:22 werden die Karten beim 25:25 nochmal neu gemischt. Gute sieben Minuten sind noch zu spielen, mehr Crunch Time geht nicht. Die Handballer des VfL hat in den letzten Jahren auch ausgezeichnet, am Ende der Spiele da zu sein und in wichtigen Phasen konsequent die Entscheidung zu suchen. Heute ist es nicht anders. Bochum sucht die Entscheidungssituationen mit genau dem Mut, den es für die wichtigste Phase eines Handballspiels zweifelsohne braucht. Nur ist heute irgendwie der Wurm drin. In den folgenden fünf Minuten sind die Bälle vorne einfach nicht drin, der Schnapper ist zwar an den Bällen dran, kann die Einschläge nicht verhindern und der TuS aus Hattingen sucht zum ersten Mal in diesem Spiel erfolgreich Kleingruppenlösungen mit dem Kreisläufer. Ein 5:1- Lauf der Gäste zum 26:30 in der 58. Minute ist die einzig logische Folge und bricht dem Gastgeber das Genick. Der TuS Hattingen gewinnt – sicherlich das ein oder andere Tor zu hoch – mit 27-31. Scheisse.
Puh, was bleibt nach einem Spiel, in dem sich der VfL wenig vorzuwerfen hat. Sicherlich war der Tabellenführer aus Hattingen in den entscheidenden Phasen das Quäntchen abgeklärter und besser und hat sich keine Sekunde aus dem Konzept bringen zu lassen. Ebenso steht der TuS genauso berechtigt an der Tabellenspitze und kann mit dem überragenden Halblinken einen der stärksten Einzelspieler der Liga vorweisen. Also ein Spiel, was man als Aufsteiger mal verlieren kann? Zum einen passt ein zu leichtes Akzeptieren einer Niederlage in keinster Weise zu dem brennenden Siegeswillen, den jede Mannschaft mitbringen sollte und zum anderen war es ein Spiel, was der VfL keineswegs verlieren muss. Mit starkem Teamspiel und richtig geilen Einzelaktionen hat der Gastgeber dem Tabellenführer lange Paroli geboten und in den wichtigen Momenten dann doch Lehrgeld bezahlt. Eben jene allerletzte Konsequenz, die berühmten 120%, die in der Pause noch fast prophetisch vom Trainerteam angesprochen worden waren, konnte die Mannschaft heute nicht abrufen. Insbesondere das Torhütergespann und davor die blaue Wand kamen nie in den gewohnten Maurermeistermodus, was 31 Gegentore untermauern. Mit 27 geworfenen Buden hat Bochum das Spiel in der Deckung verloren, vor allem den Rückraum nie unter Kontrolle bekommen. Aus dieser Niederlage kann die Mannschaft trotzdem gestärkt hervorgehen und in den Spielen gegen Olfen und Rauxel die Hinrunde mit guten 8:4 Punkten abschließen. Das Potential ist da, es muss nur über 60 Minuten auf die Platte.
Der Spruch des Tages kommt von Abwehrrecken Patrick, der Trainer Rob „Zuhause ist nach Niederlagen doof“ Fischer entgegenschleudert: Dann geh doch nicht nach Hause. Frei nach diesem Motto macht die Mannschaft beim Sieg der Damenmannschaft noch ordentlich Palaver auf der Tribüne und danach den Geburtstag von Kreisläufergranate Torben unsicher. Richtig so.
Spieler des Spiels wird wie schon gegen Ruhrbogen Dynamikwunder Jannis, dem neben sechs wichtigen Toren auch einige schöne Anspiele aus teils abenteuerlichen Situationen gelingen. Auch die Frisur hat er seinem Vorgänger Alex zu Ehren schon angepasst.
Für den VfL der Niederlage entgegengestemmt haben sich: David Peters (TW), Fabian Gohl (TW), Jannik Kocian, Alex Cousen (1), Benjamin Richert (2), Cedric Fernando Gonzalez (2), Jannis Frank (6), Julius Kirschner (3), Leo Hardam (11/4), Niklas Willrodt (1), Patrick Heyer, Torben Aspöck, Max Birkemeier (1).