Unsere Hauptsponsoren

Spielberichte 1. Herren

November-Blues unter Fiege-Lichtern

VfL Bochum – TV 01 Wattenscheid 22:34 (11:17)

Für Fixe: Kein Sahnetag, keine optimale Aufstellung und ein Gegner, der humorlos sein Spiel durchzieht – gegen Wattenscheid ist für den VfL nichts zu holen.

Nach dem Auswärtssieg ist vor dem Heimspiel – aber die Kragenweite ist eine andere. Der überzeugende Sieg in Welper hatte die Bochumer Bande mit 9:9 Punkten wieder in die Spur gebracht, die Pflicht ist fürs Erste erfüllt. Die nächsten Spiele mit Wattenscheid in der Liga und Haltern im Pokal fallen klar in die Kategorie „Kür“. Auch wenn der Gedanke an so manchen Bochumer Recken, der leichtfüßig und im pinken Glitzertütü durch eine Eiskunstlaufkür stolpert, irgendwo zwischen erheiternd und verstörend liegt, bietet sich gegen den TV aus dem Bochumer Vorort die Möglichkeit, sich mit einer Mannschaft von der Tabellenspitze zu messen. Dass die Bochumer dort mithalten können, beweist der einzige Minuspunkt, den der Tabellenführer aus Waltrop im Ostring hinnehmen musste. Die Vorzeichen sind in diesem Spiel aber deutlich negativer. Springfloh Leo Hardam verletzt, Max Happy Lorenz verhindert, Speedy Roman Saure ebenfalls nicht vor Ort und auch die mit Diego Jakobs und Lasse Benking wichtige Unterstützung aus der A-Jugend steht nicht zur Verfügung. Ganz ohne Personal stehen die Mannen um das Trainerteam Stroop/ Wiegand nicht da, Lars Wegge springt für den verhinderten Fabi Gohl ein, Erik Kirchberg kommt zu seinem ersten Herreneinsatz und macht nebenbei Zaubermaus Alex Cousen Konkurrenz bei der Frisur und Torben „Aua“ Nolting nimmt nach langer Verletzungspause seinen Platz als Stabilisator im Mittelblock wieder ein. Der Spielplan heißt „Bock auf Zocken“. Gegen eine offensive Deckung der Wattenscheider muss der VfL immer wieder Passwege anbieten und sich ohne Ball bewegen.

In der Anfangsphase klappt zumindest die Bewegung gut, die Pässe aber noch nicht. Einige leichte Ballverluste vorne kompensiert eine gute Deckung mit einem stark startenden Knorrwart im Tor, so dass Wattenscheid nach 6 Minuten nur 2:1 in Führung geht. Einen 3:0-Lauf der Gäste kontert der VfL noch mit einem eigenen 3:0-Lauf, von 4:5 auf 5:10 sind es dann aber zu einfache Ballverluste, die den TV zu Gegenstößen einlädt. Die dröhnende Auszeitsirene rüttelt das Heimteam wieder wach, beim 7:10, erzielt von Capitano Jannik Kocian nach einem zum Zunge schnalzen schönen No-Look-Tippdoppelpassanspiel vom gut mitspielenden Knihser am Kreis, sind es nur drei Tore Abstand. Mehr als ein kurzes Aufbäumen ist es aber nicht. Bis zur Pause setzt sich der Gast mit 11:17 ab, die Aufreger sind nicht unbedingt sportlich. Mottek Matthi stößt so unglücklich mit seinem Gegenspieler zusammen, dass beide schwer angeschlagen den Rest des Spiels von der Bank zusehen müssen. Ein angeblich hartes Foul der Bochumer Deckung, welches sich bei genauerem Hinsehen als unglücklicher Treffer mit direkter Entschuldigung herausstellt, sorgt für ein Hochkochen der Emotionen auf beiden Seiten und als Niklas Willrodt aus einem Abwehrblock heraus seinen Gegenspieler im Gesicht trifft und zurecht den roten Karton sieht, ist der Pausenpfiff der souveränen Schiedsrichter gerade richtig, um beide Seiten etwas herunterzukühlen.

In der Kabine ist festzustellen: Der VfL hat das erwartet schwere Spiel bekommen. Da die bärbeißigen Buben aber die gesamte letzte Saison malocht haben, um genau diese Gegner zu haben, heißt es in der zweiten Halbzeit, das Spiel anzunehmen und weiter Vollgas zu geben.

Wie so oft bei klaren Niederlagen ist auch hier die zweite Halbzeit schnell erzählt. Bochum kann immer wieder Nadelstiche setzen und den Abstand bis zum 17:25 nach 45 Minuten konstant halten. Dann aber bricht ein wenig die Kondition gerade im Rückraum, Wattenscheid kann sich Tor um Tor absetzen. Lichtblicke für den VfL kommen zum Beispiel von Erik Kirchhoff, der sein Debüt im Herrenhandball mit drei Toren veredelt oder von Lars Wegge, der zum wiederholten Mal eine starke Leistung zeigt. Zum Schluss steht beim 22:34 eine klare und auch in der Höhe verdiente Niederlage, Wattenscheid nimmt beide Punkte mit aus dem Bochumer Stadtkern.

Unterm Strich bekommt das Heimteam im Derby klar die Grenzen aufgezeigt und die Gäste beweisen, dass sie nicht ohne Grund so weit oben in der Tabelle stehen. Tempo, Wucht im Angriff und eine bewegliche Deckung sind als Maßstab an diesem Nachmittag einfach eine Schuhgröße zu groß für den VfL, der für eine Chance in diesen Spielen nicht nur die volle Kapelle, sondern auch einen guten Tag erwischen muss. Beides war heute nicht da. Positive Ansätze sind vorhanden, Bochum beweist, dass es durchaus Handball spielen kann. Auch die Einbindung von Jugendspielern r funktioniert hervorragend und lässt die Mannschaft entspannt auf die kommenden Aufgaben blicken. Es werden engere, wichtigere Spiele kommen und der VfL wird in diesen Spielen zeigen können und müssen, dass er berechtigt in der Kreisliga spielt. Davor geht es allerdings am Donnerstag im Pokal gegen den Gast aus Haltern, der aktuell in der Oberliga Tabellenplatz Sechs belegt.

Den Spruch des Tages liefert Trainer Stroop, der beim obligatorischen Foto zum Spieler des Spiels dem vom Fußende einer Treppe knipsenden Fotografen zuraunt: Ey, oben ist auch Doppelkinn.

Ohne Doppelkinn, aber mit dem Doppelwumms aus starker Deckung und einem Tor als Einstand wird Flughörnchen-Cosplayer Torben Spieler des Spiels

Für den VfL ins Derby geworfen haben sich: David Knorr (TW), Lars Wegge (TW), Max Birkemeier (5/4), Dennis Galbas, Alex Cousen (3), Mark Stinn (2), Sebastian Knihs (1), Niklas Willrodt, Erik Kirchberg (3), Sascha Behnke (5), Mattias Plewnia (1), Jannik Kocian (1), Torben Nolting (1).