VfL Bochum – DSC Wanne-Eickel 25:30 (13:14)
Für Fixe: Der VfL verliert im Lohring gegen den Tabellenletzten aus Wanne, der die Bochumer, denen im Saisonschlussspurt scheinbar etwas die Puste ausgeht, mit ihren eigenen Tugenden schlägt.
Samstagabend, Handballzeit im Ruhrgebiet. In der Kreisliga im Kreis Industrie empfängt der VfL aus Bochum mit dem DSC Wanne-Eickel einen direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. Im Hinspiel war der Stroop-Sieben im Wanner Sportpark nach einer miserablen ersten Hälfte mit starken zweiten 30 Minuten ein Befreiungsschlag gelungen. Die Weichen vor dem Rückspiel standen jedoch leicht anders. Der Schwung aus dem Sieg gegen Beckhausen war durch eine gnadenlose Deckung der Scherlebecker in der Vorwoche zerrieben worden und die Personalsituation im Rückraum war immer noch schwer angespannt. Das Trio Hardam – Kirschner – Nunes-Vetra weilte immer noch im Urlaub, der spielerische Ansatz über den Kreis soll es also auch diese Woche wieder richten.
Ins Spiel startet der VfL mit ordentlich Druck auf dem Kessel, die rechte Angriffsseite mit Patrick Heyer und Flemming Hensen macht richtig Programm und stellt schnell auf 3:0 und 4:1. Auch die in den letzten Wochen manchmal bröckelige blaue Wand kommt solide gemauert in die Partie, lässt vor einem gut startenden David Knorr zwischen den Pfosten nur wenig zu. Der frische Wind hält gut 10 Minuten, beim 5:2 durch Max Birkemeier ist die blau-weiße Welt noch in Ordnung. Dann aber frisst sich der Gast aus Wanne langsam in die Partie, verschleppt das Tempo gut und knabbert Tor um Tor vom Vorsprung ab. 5:6, 7:8, 10:11, die Musik spielt allmählich in den gelben Trikots. Der VfL bekommt durch etwas zu überhastete Würfe und technische Fehler den Druck nicht auf die Nahstellen in der Wanner Deckung und auch das gegen mit nur sieben Feldspielern agierende Gegner das Tempospiel nicht etabliert. Die Crux liegt aber hinten in der Deckung, bei langem Spiel und vielen Kreuzungen überlässt die Abwehr dem Gast ein oder zwei Meter zu viel Raum, die dieser nutzen kann.
In die Kabine geht es mit 13:14. Durchatmen, noch ist alles drin. Beide Teams sind so eng beieiander, in der zweiten Halbzeit wird die Mannschaft gewinnen, die sich mehr reinhängt. Im Lohring ist es klar, dass das nur der VfL sein kann.
Um es kurz zu machen: Es ist Wanne. In den zweiten 30 Minuten bestimmt der Gast fast über die volle Länge das Spiel und weiß das Momentum quasi dauerhaft auf seiner Seite. Schnell kann sich das Team aus der Nachbarstadt mit fünf Toren absetzen und auch starke Aktionen des VfL wie gehaltene Siebenmeter oder verwandelte Gegenstöße bringen nur kurz Aufwind. Auch der Wechsel auf eine offenere Deckung ist am Ende nur ein Strohfeuer. Beim 22:28 drei Minuten vor dem Ende ist die Messe gelesen, Wanne revanchiert sich für das Hinspiel und entführt verdient zwei Punkte aus dem Lohring.
Am besten fasst ein solches Spiel Trainer Stroop zusammen, der im Kreis direkt nach dem Abpfiff klare Worte findet: „Wenn ich nicht wüsste, dass ihr geile Typen seid, müsste ich euch jetzt anschreien.“ Der VfL verliert gegen den stark und auf seine Stärken bedacht spielenden DSC das Spiel im Kopf. Moral, Wille und Einsatz, im bisherigen Saisonverlauf Grundtugenden der Bochumer, stimmen nicht. Frei nach der alten Bauernregel „Auch eine blinde Kuh rammt mal eine Scheune“ ist ein solches Spiel in einer so langen Saison aber auch nicht zu überbewerten. Mit den Leistungen der letzten Wochen wäre auch in diesem Spiel ein Sieg drin gewesen, aber Sport findet nicht im Konjunktiv statt. Dass auf der Platte zu wenig kam, ist unstrittig. Dass dies nicht der Maßstab für den Rest der Saison werden sollte, allerdings ebenfalls.
Der Spruch des Tages kommt vom Knorrwart, der die emsige Abwehrarbeit von Flügelflitzer Matthi lobend einordnet: Der deckt alles, wie ein guter Hengst.
Spieler des Spiels wird Co-Trainer Lars, der zuerst seine Ehe für den Handball aufs Spiel setzt und sich dann mit Nerven aus Stahl und dem Auge für die Lücke vergeblich gegen den Wanner Sieg stemmt.
Nach der Osterpause, in der der VfL den Kopf freibekommen kann, wartet nach einer Trainingswoche in ungewohnter Umgebung mit dem BHC ein weiterer Gegner der Marke „Eigentlich Augenhöhe“, bei dem ein anderer Fokus Pflicht ist. In ungewohnter Umgebung der Berliner Straße in Wattenscheid ist am 15.04. Anwurf um 17:00.
Für den VfL gespielt haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (2), Patrick Heyer (3), Alex Cousen (1), Lars Sikorski (9/5), Paul Ruppersberger (1), Jannik Kocian, Matthias Plewnia (2), Torben Aspöck (1), Liam Bartlett, Flemming Hensen (5), Sebastian Knihs, Niklas Willrodt, Ahmad Al Masalmeh.