HSV Herbede 2 – VfL Bochum 33:31 (15:16)
Für Fixe: Ein dezimierter VfL findet im Pokal nie richtig ins Spiel und kann sich folgerichtig auf die Liga konzentrieren.
Ein eigentlich spielfreies Wochenende, eine Seltenheit in dieser Saison. Doch zog es die erste Mannschaft des VfL Bochum statt zur Erholung auf die Couch zum Pokal nach Herbede. Der Gegner spielte zwar in der ersten Kreisklasse und stellte eine junge Truppe mit einigen Altinternationalen, aber gerade solche Spiele waren in der Vergangenheit eine besonders harte Nuss für den VfL, passt sich Bochum dem Spielniveau der Gegner doch besonders gerne an. Das ohnehin schon strapazierte Personalkarussell der Gäste hatte sich weiterhin gedreht und Trainer Stroop mit einem eklatanten Mangel an Optionen aus dem Rückraum zurückgelassen. Aus der Dritten wurden mit Rob und Gordon aber Verstärkungen für eine kühle Pulle Fiege eingekauft, um zumindest auf das Spiel entsprechend reagieren zu können.
Ins Spiel startet der VfL im Couchmodus leicht verpennt, kann sich im Angriff aber auf seine körperliche Überlegenheit verlassen, spielerisch jedoch nicht überzeugen. Die sonst gute Deckung mit starken Torhütern der letzten Wochen ist den Schritt zu spät, insbesondere den erfahrenen Rechtsaußen der Gastgeber, vor dem schon beim Aufwärmen gewarnt wurde, werden die Schnapper über 60 Minuten nicht ansatzweise in den Griff bekommen. Beim 7:4 in der 10. Minute beginnt Bochum aber trotzdem, endlich einfachen Handball zu spielen. Die Deckung gewinnt nach einem Wechsel zwischen den Pfosten ein paar heute seltene Bälle und beim 7:10 einen 6:0-Lauf später kommt etwas Entspannung ins Spiel. Herbede lässt jedoch nicht locker und kämpft sich beim 10:11 wieder heran. Ein Spiel auf Augenhöhe folgt, bei dem der VfL die Nase knapp vorn hat und mit 15:16 in die Pause gehen kann.
In der Kabine muss Trainer Stroop die Mannschaft ordentlich wachrütteln, denn hier schlägt sich der VfL nur selbst. Wenn die handballerischen PS vernünftig auf die Straße oder besser den Hallenboden gebracht werden, ist Bochum das bessere Team.
Wieder auf der Platte stellt sich die Frage, warum der Trainer in der Halbzeit überhaupt eine Ansage macht. Bochum kommt schläfrig aus der Kabine, der Rechtsaußen trifft in fünf Minuten vier Mal und beim 23:19 nach 39 Minuten hat sich Herbede einen ordentlichen Vorsprung mit jenen Tugenden herausgespielt, die sich eigentlich der VfL auf die Fahnen schreibt. Mannschaftliche Geschlossenheit, Kampf und Moral stimmen, wohingegen beim Gast in Blau die Köpfe langsam herunterhängen. Beim 29:24 zehn Minuten zu Ende nimmt Stroop eine Auszeit, in der es laut und nach welcher Bochum langsam wach wird. Einfache Tore aus dem Rückraum, endlich einige Ballgewinne in der Deckung und beim 31:29 knappe vier Minuten vor Ende scheint ein leichter Hoffnungsschimmer am Horizont. Die Entscheidung fällt aber wie so oft heute in der Deckung. Zwei unbeantwortete Heimtore aus schwierigen Winkeln lassen die letzten Treffer der Bochumer zu reiner Ergebniskosmetik verkommen. Am Ende jubelt beim 33:31 das Heimteam, das Abenteuer Pokal ist für den VfL beendet.
Schlussendlich muss man konstatieren, dass bei 31 geworfene Toren Bochum das Spiel in der Abwehr verloren hat. Die blaue Wand wurde heute selten gebaut, die bisher soliden bis guten Torhüter hatten beide wenige bis keine Mittel gegen die Flügelzange von Herbede, die insgesamt 21-mal netzen kann. Bedenklich und auch uncharakteristisch ist, dass die Mannschaft früh die Köpfe hängen ließ und erst eine laute Auszeit nötig war, um den Kampfgeist zu wecken.
Trotz aller berechtigten Kritik sollte man die Bedeutung eines Pokalspiels mit einer lückenhaften Truppe aber auch nicht überbewerten. Im Training unter der Woche und in den Ligaspielen der nächsten Wochenenden wird sich zeigen, welche Bedeutung das heutige Spiel im Saisonkontext haben wird. Rituale wie der Spieler des Spiels und auch das gemeinsame Bierchen nach dem Spiel zeigen, dass bei allem heute besonders berechtigten Ärger keiner gegen den anderen stänkert, sondern sich an die eigene Nase fasst. Eiskalte Duschen in Witten runden einen gebrauchten Tag für Bochum ab, bevor es am 22. bei einem der seltenen Heimspieltage in der Graf-Engelbert-Halle in Bochum gegen Westfalia Herne erneut Gelegenheit gibt, die passende Reaktion zu zeigen.
Spieler des Spiels wird Aushilfsdynamo Gordon, der mit packender Deckung und mutigem Angriffsspiel die Richtung weist, wie ein solches Spiel angegangen werden muss.
Für den VfL ihren Sonntagnachmittag in Herbede verbracht haben: David Knorr (TW), Fabi Gohl (TW), Max Birkemeier (3/1), Lars Sikorski (2), Paul Ruppersberger (1), Rob Fischer (2), Torben Aspöck (3), Leo Hardam (5/2), Gordon Kempkes (3), Ben Richert (6), Julius Kirschner (6).