VfL Bochum – TB Beckhausen 26:21 (12:9)
Sonntagnachmittag, eigentlich Zeit für ein kleines Verdauungsschläfchen auf der Couch. Für die Handballer des VfL Bochum stand jedoch die erste Rückrundenpartie auf dem Zettel. Die Hinrunde hatte der VfL durchwachsen begonnen, sich jedoch in den letzten Wochen deutlich gesteigert und konnte vor der Rückrunde getragen durch die starken Leistungen und ein überragendes Mannschaftsgefüge sogar in der Tabelle nach oben schielen. Trotz des Laufes und aller verdienten Euphorie gilt auch für die Fischer-Sieben die Maxime, von Spiel zu Spiel zu denken. Der Gegner aus Beckhausen hatte im Hinspiel nur knapp das Nachsehen gehabt und dem VfL in den Spielen der letzten Jahre regelmäßig mehr als Paroli geboten. Der TB ist die Mannschaft, die in dieser Saison am stärksten unter den eigenen Möglichkeiten spielt und untermauert das durch insgesamt vier mit nur einem Tor verlorene Spiele. Die Vorzeichen waren klar. Bochum musste die Spannung und Konzentration hochhalten und durfte den spielstarken Gegner nicht unterschätzen, konnte allerdings nicht auf die Dienste der immer noch Verletzten Jannik Kocian und Torben Aspöck bauen. Aus der zweiten Mannschaft half mit Jonas Rose dafür ein erfahrener Kreisläufer aus. Danke dafür! Es war angerichtet in der Graf-Engelbert-Schule, die für einige aus der Mannschaft des VfL auch gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit bedeutete. Auf geht’s.
Auf der Platte begann die Partie, wie fast schon die meisten Partien beim VfL beginnen. Der erste Ball wird überhastet über den Kasten geballert, die Abwehr holt sich hinten den ersten Ball und nach einem verwandelten Gegenstoß von Rechtsaußen Daniel steht es 1:0 für das Heimteam. Die Gäste aus Beckhausen konterten umgehend, zeigten sich beweglich und druckvoll und konnten mit 1:2 und 2:3 in Führung gehen. Bochum ließ dies als Heimteam nicht mit sich machen, zeigte sich besser und konsequenter im Abschluss und drehte das Ergebnis auf 4:3 um. Danach trifft Beckhausen zwar noch zum 4:4, der VfL lässt jetzt jedoch die Defensivmuskeln spielen. Angeführt von Maurermeister Patrick, der nach anfänglichen Problemen den Zielspieler der Gäste auf Halblinks sehr konsequent abmeldet, konstruiert die Fischer-Sieben in der Deckung derart stark die blaue Wand, dass auch manche Schwächen im Angriff nicht verhindern können, dass bis zur 23. Minute sieben Tore Vorsprung auf der Anzeigetafel stehen. In den letzten Minuten vor dem Pausenpfiff verliert Bochum ein wenig den Faden und deutlich schlimmer auch Mittelmann Moritz mit Rot, nachdem dieser im Gegenstoß den entscheidenden Schritt zu spät kommt. In die Pause kommt der VfL infolge der letzten Schwächephase mit 12:9.
Zum Pausenpfiff jubelt Beckhausen, hat jedoch nur den Abstand auf drei Tore verkürzt. In der Kabine wird daher folgerichtig angemerkt, die Spannung dauerhaft hochzuhalten. Beckhausen wurde nur dann stark, wenn der VfL Fehler machte und die Gäste wieder ins Spiel zurückkommen ließ. In der zweiten Halbzeit würde das Heimteam wieder die Kontrolle übernehmen und einen weiteren Heimsieg einfahren.
Aus der Pause kam der VfL mit der Aufstellung von Anfang und dem Feuer, Beckhausen nicht wieder stark zu machen und keinen Schritt mehr in die Partie zu lassen. Den ersten Ball des Beckhausener Linksaußen kauft sich der Bochumer Keeper, der erste Ball im Angriff findet nicht den Weg ins Tor, das Spiel nimmt an Tempo und Fahrt auf. Beim 13:10 und 14:11 konnte Beckhausen noch den Bochumer Treffer erwidern, das 16:12 erzielte nach herrlichem Anspiel aus dem Rückraum der Bochumer Kohlbacher-Klon Niklas, der nach einer Drehung nur um Haaresbreite über dem Hallenboden den Ball im Stile eines gewissen Nationalmannschaftskreisläufers einschweißt. In der Deckung beweist Niklas zudem, dass er auch den Polizeigriff von Trainer Rob gelernt hat und darf zur Belohnung zwei Minuten Pause machen. In den nächsten Minuten nehmen immer wieder Spieler beider Seiten Platz auf der Bank, das Spieltempo schwenkt in direkter Konsequent von kontrolliertem Tempo zu einem hektischen Schlagabtausch, bei dem der Gast die besseren Abschlüsse herausspielt, bei diesen aber einige Male am Schnapper der Bochumer scheitern. Beim 22:15 in der 50. Minute hat der VfL das Spiel noch unter Kontrolle, muss jedoch beim 22:18 keine fünf Minuten später zittern. Vorne fehlt etwas der rote Faden, der Positionsangriff findet nicht mehr so oft Lösungen und klare Wurfpositionen. Immer wieder schafft es dafür wieder die Abwehr, schlechte Würfe der Gegner zu erzwingen und als Max von Rechtsaußen den Ball am Undercut des Beckhausener Keepers vorbei in den Torben-Aspöck-Gedächtnis-Winkel schweißt, geht ein erstes Durchatmen durch die Halle. Das zweite Durchatmen kommt, als der starke Halblinke der Gäste im Gegenstoß am Torhüter der Heimmannschaft scheitert. Am Ende gewinnt der VfL das Spiel mit 26:21 und die zwei Punkte treten damit nicht die Reise nach Gelsenkirchen an.
Unterm Strich eine starke Leistung des VfL, der sich heute wieder einmal auf die Abwehr als Prunkstück verlassen konnte. Der VfL stellt eine deutlich bessere Deckung als die Tabellennachbarn aus Sprockhövel und Herne und setzt auf dieses Fundament konsequentes Tempospiel. Spieler des Spiels wird der heute aus Rheinhausener Stahl gegossene Patrick, der neben Maurermeistertätigkeiten bei der blauen Wand auch bei insgesamt drei Toren mit purer Willenskraft den Ball durch den Torwart in die Kiste hindurchwollte. Aus der auch in der Tabelle grauen Maus VfL ist ein eifriger Punktehamster geworden, der durch mannschaftliche Geschlossenheit und Willen zu überzeugen weiß. Weiter so, Jungs.
Der Spruch des Spiels kommt diesmal frei Haus aus Gelsenkirchen. Der Linksaußen der Gäste kommentierte den Anwurf des VfL geistesgegenwärtig mit dem ewigen Klassiker: „Verlierer hat.“ Um diese Kategorie nicht komplett dem Gegner zu überlassen, dazu noch ein Zitat von Trainerikone Rob Fischer (mit quasi ausgestandenen Knieproblemen), der die letzten Wochen sehr treffend mit „Geiler Zock mit geilen Typen“ zusammenfasste. Wo er recht hat.
In diesem Sinne geht es für die Bochumer nächstes Wochenende nach Gladbeck. Anwurf ist um 16:00, spannend und spaßig wird’s sicher. Bei aller Euphorie und Erfolgen der letzten Wochen sei nicht vergessen: Auch in Gladbeck startet das Spiel bei 0:0.
Für den VfL gegen Beckhausen einen Maurerbetrieb eröffnet haben: David Peters (TW), Dennis Kocian (TW), Max Birkemeier (4/3), Patrick Bräuter (3), Leo Hardam (4), Julius Kirschner (4), Dominik König (2), Alexander Neumann (3), Paul Ruppersberger, Daniel Verhoeven (2), Moritz Wetzel (3/3), Niklas Willrodt (1).